Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
In dieser Ausgabe: Editorial | UKRAINE (Wikyrtschak | Ames | Witte) | NEUE TEXTE (Igel | Peters | Genschel | Becker | Struzyk | Endres | Hefter | Hoffmann | Reyer) | ALTER TEXT ( Poe: Der Rabe | Wobbe: Niejohr) | DOSSIER ANGELIKA JANZ (Delta | Fragmenttexte | Das Un | Sekunde | worte) | BETRACHTUNG UND KRITIK (Statements zum Tod von Michael Braun | Skiba: Das Authentische lehne ich ab | Ames: Der arme Poet und sein Schatten | Reinecke: Über Haltung und Versgrammatik | Ames, Spyra: Literatrue in Zeiten des Wettbewerbs | Borchardt: Greifswalder Denkmalstreit 1854 | Gratz: War da was? Rückblick auf eine Debatte) | TABU (Wendetabu | Lesetabu 1: Spuren | Lesetabu 2: Ulysses | Editionstabu)
Journal #02 wird hiermit abgeschlossen. Als Textschwerpunkt gab es Gedichte von starken Frauen (Jayne-Ann Igel, Silke Peters, Mara Genschel, Kerstin Becker, Brigitte Struzyk, Odile Endres, Martina Hefter, Anna Hoffmann und Sophie Reyer). Das ist schon in sich eine kleine aber feine Anthologie, die wie alles andere hierunter nachgelesen werden kann. Im ersten Teil eines Dossiers stelle ich die Autorin und Künstlerin Angelika Janz vor. Der Überfall auf die Ukraine gab den traurigen Anlass für einen kleinen Schwerpunkt Ukraine (Wikyrtschak, Ames, Witte). Der Abschnitt Betrachtung und Kritik versammelt Beiträge von Dirk Skiba, Konstantin Ames, Bertram Reinecke, Michael Spyra und Karl-Heinz Borchardt zu so verschiedenen Themen wie Autorenporträts, Versgrammatik, Literaturbetrieb und einen Greifswalder Denkmalstreit im 19. Jahrhundert. Kurz vor Redaktionsschluss gab noch der Tod des Lyrikkritikers Michael Braun einen traurigen Anlass. Mehr
ich schreibe dieses gedicht nichtmal in der sprache der opfer obwohl ich sollte denn sie sind es, die antworten suchen, und ich bin es nicht, die sie kennt.
Putin, wehrhafter als dt. Lyrik, die Kiew jetzt tapfer hält. Pootin, du und ich, wir wissen es, dass du nichts hast.
Mariupol Mariupol sein lassen Mund auf weit weiter : fehlt : Wehrstachel wird sich einfinden
ZWAR ist die Ukraine eine Nation, ABER keine richtige. ZWAR ist die Ukraine europäisch, ABER nicht richtig. ZWAR sind wir für territoriale Integrität, ABER die Krim ist doch eigentlich russisch. ZWAR sind wir für Sanktionen, ABER wir schaden uns selbst.
diese busfahrt mit mutter nach w., nächtliche fahrt mit lichtern, trügt mich die erinnerung oder hat sie im kurhaus übernachtet und mich tags darauf in einem bett hinterlassen, an dessen fußende
das meer ist dort, wo immer du suchst, im überschreiten alter küstenverläufe, hier in der niemandslandbucht, steigst über kalk, der irgendeinmal muschelmund,
Sind wir steinsmomente, die früchte uns eingetrieben, nur rum und rumgefahren um die langen bärte der vorfahren
hier lief kein film, man traf sich stets zur selben stunde, mittags wie in der frühe, das hatte etwas von trotz, in der stablosen zelle –
Frauentag. Schreiben verändert die Wahrnehmung, ist eine heftige Trance. Bilder verschmelzen bei über eintausend Grad im Lagerfeuer.
Ich weiß nicht. Nachts schriebinne ich sie alle an. Erst nachts stand, wie lieb ins Regal gestellt: (ich/nichts Gebrauchte Kartons.) Ich les nichts, Simone, und
der Brustkorb hob und senkte sich fiebrig schnell als wär der Leibhaftige hinter ihr her, die Sonde quer übers Gesicht
siehst du die Speckgürtel und Ghettos um die Städte Abriegelsystem humanus ich gehör der Kaste Allerletzter an
fort hier kein Wort wir suchen so lang schon im Daumenlutschen Trost
Die Müllabfuhr heißt hier Ernst Sie fährt vor den Wolken den Berg hoch An den Wiesen vorbei Vorbei an dem Duft von Pestwurz und Augentrost Ehrenpreis und Dost
Und geschwärzt hat sich schon Alles Weiße im Wind Kerzengrade wird Nacht In den Schnee geweht
Wo sich die Wiesenseiten senkten Dass jach ein Tal entstand mit alten Apfelbäumen Den Hang hoch frühlings Veilchenwiesen Und in den Weiden Kletternester
Das große Fleisch wankt auf mich zu Und wirft den Springinsfeld so hoch, dass er die Schweine pfeifen hört
Es legen sich die vordiktierten Zeilen Aufs reine Weiß. bis alles schwebt-
Kommt! Ins Offene! Auf den Balkon! Oder ans Fenster! Legt Hand auf Hand! Lasst sie gewaschen sein! Klatscht in die Hände!
Und am Neunten, am Abend, kam von drei Worten ein Wind auf. Die Blätter fielen, der Baum stand stramm, ja, am Abend stürzte er um.
Die Karl-Heine-Straße ist eine breite, quirlige Straße. Ich mach bei einem Kuchenbasar mit, Flohmarkt im Westwerk. Ich kann das Sternbild Pegasus vom Sternbild Großer Wagen unterscheiden. Ich bin eine Roboter man hat mich mit den Daten eines Sterns programmirt
barken in den traumkanälen, wunschgetrieben. parabelbögen, traumtänzer. über geweben aus schatten und glanz. vielfarbige glasblütendelirien
fu-ku-shi-ma, poetryvideo von odile endres
gleichgültig gegen den grauen greifswalder Himmel liebtest du die stadt & die fretowschen felder Wälder das paradies in dem diana ritt zur jagd dort wo Amor seine pfeile schoss in deine glasreinen reime
an aller augen nagt hunger die potemkinsche jungfrau erscheint nicht pünktlich zum abendbrot
Ich bin ein Schrei aus dem Nebel bin die die der Fremde spricht ganz ohne Nabel wo fange ich an
Sie will sich beobachtet fühlen. Sie bewegt sich gerne im Schnittpunkt der drei Fenster ihres Raumes. Sie spielt, als wolle sie etwas verbergen. Sie möchte Gegenstand einer Empörung werden, die die Bewohner aller gegenüberliegenden Häuser erfasst.
Mit Verlaaaaubb
wirkmächtig heftig
Lügen die Menschen weil
Unterwegs suchten wir – erfüllt von der Lust zu überschreiben – andere Begleiter der Sprachbeherrschung
und während ich dies aufschreibe, läuft die graue Katze leise über die Tasten und verwirrt mein Geschriebenes, zärtlich und vorsichtig
Wie du dichtest bist du um den Stein gewunden wie mir graut.
In den Anfängen im Jahr 2001 kürzte ich den Namen „Lyrikzeitung & Poetry News“ mit L&P ab. Der doppelte deutsch-englische Name sollte Programm für weltoffene und womöglich mehrsprachige Nachrichten sein, News auch schon mit dem Hintergedanken, der heute offen als Motto dient, der Definition von Ezra Pound: Poetry is news that stays news.
Irgendwann kam ich auf die Idee, das Kürzel zu erweitern: L&Poe. Natürlich dachte ich an den Dichter, dessen Namen erscheint, wenn man das Kürzel auf Englisch spricht: L`n Poe, Allan Poe. (Manchmal kürze ich auch LnPoe ab).
Und gewiß war auch der Kurzname programmatisch. War mir Poe anfangs „nur“ als Verfasser von Schauergeschichten bekannt, hatte ich mich langsam in seine Bedeutung für die Literatur der Moderne eingelesen. Insbesondere Baudelaire „entdeckte“ ihn für Frankreich und Europa. / Mehr dazu und zum Text von Edgar Allen Poe: Der Rabe
Wat is 'n Johr? En korten Schritt! En Druppen, de in 't Weltmeer flütt! Un doch is in em so väl Qual, un so väl Freud' un Lust tomal!
Man musste ihm nicht in allem zustimmen, aber seine Stimme wird fehlen, die Lücke ist nicht zu schließen. Statements von Paul-Henri Campbell | Andreas Heidtmann | Alexandru Bulucz | Carolin Callies | Dieter M. Gräf | Beate Tröger | Horst Samson | Volker Sielaff | Ulrich Koch | Hendrik Jackson hier
„AUTHENTISCH LEHNE ICH AB!“ Dirk Skiba über seine Dichterporträts – Konstantin Ames sprach mit dem Fotografen am 19.07.2021
Schreiben kann man angeblich auch nicht lernen, und doch gibt es Literaturinstitute im deutschsprachigen Raum. Und vielgelesene Alumni. Und niemand weiß besser, was ein Verriss für Schreibende bedeutet, als
Der Autor schreibt: "Der Fortsetzungsessay "Über Haltung und Versgrammatik" erläutert anhand von Aspekten der Grammatik und Syntax mein generatives Textverständnis. Ihm liegt die Beobachtung zugrunde, dass der deutliche Ausweis des Materialcharakters meiner Montagen stets aufs Neue LeserInnen verunsichert und von einer engagierten Lektüre abhält. Während die ersten Kapitel anhand von Streitfällen in der Bewertung von Interpretationen und Übersetzungslösungen zeigt, wie man Verständnis über Texte gewinnt, indem man sich fragt, wie wurde der erzielte Eindruck aus dem Arrangement des Materials gewonnen, rücken die hinteren Teile immer stärker die Frage ins Zentrum, wie ich aus den von mir verwendeten Materialien Texte erarbeite."
Rückblick auf die Debatte um einen Beitrag von Konstantin Ames: Grußwort zum Endebeginn des Lyrikbetriebs (2021)
2021 gab es eine aufgeregte und wüste Debatte um einen Aufsatz von Konstantin Ames. Aus dem zeitlichen Abstand versuche ich eine Neubesichtigung. War da was war was da da was war da war was was war da was da war.
Ames‘ Thema ist institutionalisierte Elitenbildung. Ausgewählte Personen wählen andere nun auch ausgewählte aus. Offenbar gibt es eine Grundtendenz im Betrieb, die Zahlen klein zu halten. Wer sollte auch die Vielen alle lesen, kaufen, rezensieren und fördern?
Spätestens hier drängt sich mir der Gedanke auf, dass die fast geschlossene Abwehrhaltung der meisten an der „Debatte“ Beteiligten daher kam, dass eben zu viele sich mitgemeint fühlten. Zu Recht oder zu Unrecht.
Diese gewisse Fokusverschiebung soll aber im Rückblick nicht verdecken, dass hier nicht Personen angegriffen werden, sondern Strukturen. Wer würde sich offen gegen die Aufstellung klarer Regeln aussprechen? Prekäre Strukturen, über die es nicht weniger, sondern mehr Gesprächs bedarf.
Sire, geben Sie Lyrikfreiheit!
Ein Mailwechsel (Teil 1)
Name, Alter, Beruf und Vorerkrankungen: Literatrue in Zeiten des Wettbewerbs. Ein Mailwechsel
Greifswalder Universität entschied sich für Ernst Moritz Arndt. Greifswalder Denkmalstreit anno 1854
Hin und wieder sollten wir Autoren, über die wir sprechen, auch wieder lesen.
Der Rumäne. Wenn man monatelang „Nieder mit dem Kommunismus“ gerufen hat, wundert man sich hier. Will nun ins Ausland gehen, weil es mit diesem Volk keinen Zweck hat.
Es sind Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien, poetische Allerleiworte (Herbst, Wind, Geäst) sind dabei, aber auch sperrigere (Laubgardinen, Monatsraten, Tuerei, Geld).
Der Roman ist, was mir beim Lesen passiert. Je mehr Abschweifen, umso mehr passiert. Nicht mehr wissen, sondern mehr erleben. Das ist der Plan.
Da hat der deutsche Übersetzer ein bisschen nachgeholfen. Mulligan beruft sich auf Swinburne, aber die Bilder der rotzgrünen See in der Farbe der irischen Dichter sind ganz sein eigen. Er ist kein verlässlicher Erzähler.
Ich mag die Parallele nicht ausreizen, nur die vage Idee, dass der Kapitelheld in Beziehung zu Stephen Dedalus gesetzt wird, die Gemeinsamkeit wäre der Konflikt mit der Mutter (die bei Homer den Freiern ausgesetzt ist / sie gewähren lässt). Eine Interpretation müsste dann hier ansetzen, aber im Moment brauche ich sie gar nicht.
Lesetabu Ulysses wird fortgesetzt im Januar 2021 (L&Poe Journal #03)
Sibylla Schwarz-vorfassung 29-09-15.docx ausgeschieden aus arbeitsfassung.docx schwarz1 2.pdf recovered new.pdf neuste-28-01.docx neuste-28-01 Kopie.docx neuste-28-01 Kopie 2.docx neuste-28-01 Kopie 3.docx
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