Schlagwort: Karl Mickel

Siebter, erster, zehnter Gang

Ein Gedicht zum Weltfahrradtag Karl Mickel (* 12. August 1935 in Dresden; † 20. Juni 2000 in Berlin) Siebter, erster, zehnter Gang 7 Neulich sah ich vor mir einen Burschen Aufm alten Rad, jedoch fünf Gänge Ich fuhr heran, er sah mich kommen und… Continue Reading „Siebter, erster, zehnter Gang“

Schinkendank

B. K. Tragelehn (* 12. April 1936 in Dresden) Der Schinkendank Tragelehn macht Kunst Erwirbt keine Gunst Leer ist der Magen Seit mehreren Tagen. Da kaufte Karl Mickel Für etliche Nickel Einen Schinkenroll. Der Magen wurd voll. Vom Hunger gerettet In sich gebettet Den… Continue Reading „Schinkendank“

Stele für Mickel, Hüge und Lorenc

Kito Lorenc Totenschmaus • Regenzauber Schält Zwiebeln reibt Meerettich die Trauerzitrone preßt, zu Tisch! Mickel hat sein Sterbchen gemacht, Hüge brannte schon Laßt kreisen den roten Wein Zu Tisch Fixgriffel! Bei Fuß winselnder Leichdorn Zeilenschinder Schmähbrieftipper Hoch die trüben Tassen ihr Frotzler Abzocker Fellversäufer… Continue Reading „Stele für Mickel, Hüge und Lorenc“

Dante

Heute vor 696 Jahren, am 14. September 1321, starb der Schöpfer der Comedia, die Boccaccio die Göttliche nannte. Zum Anlaß ein Danteporträt aus dem Jahr 1972. Karl Mickel schrieb ein reimloses Sonett im Maß Dantes und widmete es seinem Kollegen Wulf Kirsten. Inferno XXXIV… Continue Reading „Dante“

Sie nahmen

Marina Zwetajewa Aus: GEDICHTE AN BÖHMEN 6 SIE NAHMEN Die Tschechen traten auf die Deutschen zu und spuckten… (Vgl. Märzzeitungen 1939) Sie nahmen schnell und mit Großmannsmut: Sie nahmen den Berg und was unter ihm ruht, Sie nahmen die Kohle, sie nahmen den Stahl,… Continue Reading „Sie nahmen“

L&Poe-Rückblende März 2002

Viel Lob und ein wenig Kritik auch im März 2002. – Aber zuvor über zwei Tote Karl Krolow „Die Gedichte, die er Tag für Tag schreibt“, liest man in Peter Härtlings schönem, sehr persönlichem Nachwort, „sind nicht mehr nur Gedichte, sie haben sich befreit von… Continue Reading „L&Poe-Rückblende März 2002“

Postfaktisch 1994

Karl Mickel Das Beil von Wandsbek. Prolog. Gesprochen vom jüngsten Schauspieler des Hauses. Diese Historie ist von vorgestern – Vorgestern sagt ich? — aus dem Kambrium Oder Silur; wer will das wissen! —
 Die Eiszeit war noch Zukunft jedenfalls —: Damals regierte, raunen die… Continue Reading „Postfaktisch 1994“

Die Äquinoktien

(Fünftes saturnalisches Gedicht) Karl Mickel Die Äquinoktien In der Höhe in den Lüften Wetter auf einander krachen Und die Leiber in den Grüften Sieh! was sie für Sprünge machen. Ja, es schmettern Schädelknochen gegen dicke Eisenplatten Flüsse, Seen und Meere kochen In die Schiffe… Continue Reading „Die Äquinoktien“

Saturnalische Gedichte

(Drittes saturnalisches Gedicht) Der dritte Tag meiner Saturnalien. Da ich an den beiden ersten jeweils ein passendes Gedicht hatte, von Mickel und Verlaine, heute wieder ein Mickel. Irgendwie kommen mir viele Gedichte des Berliner Sachsen, frühe wie späte, passend vor. Ein widersprüchliches Fest zu… Continue Reading „Saturnalische Gedichte“

Pound—Kommentar

(Erstes saturnalisches Gedicht) Karl Mickel Pound—Kommentar 1 Es gab eine Zeit, sagt Pound Da die Historiker Lücken ließen in ihren Büchern Für das, was sie nicht wußten. 2 Das goldene Zeitalter, sagt Maurer War einmal wirklich. Ich hielt diesen Satz für brutal. 3 Ich… Continue Reading „Pound—Kommentar“

Wochendigest 4

Poetry on the road Der 1978 auf Jamaika geborene und in England lebende Kei Miller kartografiert in seiner fein durchrhythmisierten Lyrik die Karibikinsel, die vielen als Paradies gelte, was jedoch „Bullshit“ sei. Mit warmem Timbre und brillanter Modulation unterstreicht er, wie die der mündliche… Continue Reading „Wochendigest 4“

Einsam auf der Säule

Die Wochen-ZEIT, deren Literaturredakteurin gern mitteilt, daß sie nichts von Lyrik verstünde, scheint dieselbe (die Lyrik, nicht die Redakteurin) retten zu wollen. Vor Jahren das politische Gedicht, bei dem sie achtbare und auch einige mir sehr liebe DichterInnen einlud, politische Gedichte zu schreiben (nur… Continue Reading „Einsam auf der Säule“

Stephan Hermlin 100

Andrée Leusink, geboren 1938 in Paris, überlebte den Holocaust in Verstecken und Lagern in Frankreich und der Schweiz, kam nach dem Krieg zu ihrem Vater Stephan Hermlin nach Berlin-Pankow, war dort von 1960 bis 1997 Lehrerin. Sie ist Mitglied in der VVN-BdA und in der… Continue Reading „Stephan Hermlin 100“

54. Wirkungen einer Lyriklesung

Die Diskussion verlief in ungeheurer Erregung; der Korrespondent der Prawda stürzte am Schluß auf Hermlin zu und weinte; Klaus Völker, zurück in Westberlin, schickte ein Telegramm: das dichterische Antlitz Deutschlands hat sich über Nacht verändert. Das Wachbatallion wurde in Bereitschaft gesetzt und am Morgen… Continue Reading „54. Wirkungen einer Lyriklesung“

81. Ode an die zwei Brötchen

B[ernhard] K[laus] Tragelehn Ode an die zwei Brötchen Für Ch.K. Sättigende! Billige! Fünf Pfennig das Stück. Ihr vom Erlös der leeren Milchflaschen Erschwinglichen! Ihr In der rauen Zeit vor Honorarempfang Treuen! Braune, knusprige, innen weiche und weiße! Erhaltend Zum Dichten den Dichter: Euch zu loben,… Continue Reading „81. Ode an die zwei Brötchen“