Schlagwort: Manfred Koch

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)

Ein weltlicher Schriftsteller war Gellert eigentlich nur in den vierziger Jahren. Da erschienen zuerst seine «Fabeln und Erzählungen», die zu einem Bestseller des 18. Jahrhunderts wurden, dann in rascher Folge drei Komödien, schliesslich 1747/48 der Roman «Leben der schwedischen Gräfin von G***», sein aus… Continue Reading „Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)“

112. Rudolf Borchardt und die Frau

In einer für ihn typischen Denkfigur hat Borchardt sein individuelles Schicksal mit demjenigen seiner Nation identifiziert. Die rasante Modernisierung Deutschlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehende Verlust aller Verbindlichkeit – das war die Auflösung familiärer Gemeinschaft, wie er sie… Continue Reading „112. Rudolf Borchardt und die Frau“

111. Rudolf Borchardt und Hugo von Hofmannsthal

Dass Borchardt ihn in dem «Brief»-Aufsatz, der die Festschrift «Eranos» zu Hofmannsthals fünfzigstem Geburtstag einleiten sollte, als «die endliche Tuba der Geschichts- und Geisterwelt Habsburgs» ansprach, führte zu jener wütenden Antwort, die beinahe das Ende der Beziehung bedeutet hätte: «Ich bin keine Tuba, will… Continue Reading „111. Rudolf Borchardt und Hugo von Hofmannsthal“

70. «Schwäne, Drosseln und Kraniche»

Als der russische Lyriker Alexander Blok im ersten Kriegsmonat 1914 eingezogen wurde – es drohte die sofortige Verschickung an die Front –, empörte sich ein Dichterkollege: «Das ist doch, als ob man Nachtigallen brät.» Die Berufung auf die emblematischen Vögel der Poesie war unter… Continue Reading „70. «Schwäne, Drosseln und Kraniche»“

87. Kriegspoesie

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verwandelte die Deutschen in ein Volk von Dichtern. Nach einer Schätzung des Literaturkritikers Julius Bab gingen im August 1914 täglich etwa 50 000 Kriegsgedichte in den Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften ein. An der «poetischen Mobilmachung», so Babs Ausdruck,… Continue Reading „87. Kriegspoesie“

59. Kurzgeschichte

Zwei Sätze reichen, um den kulturellen Hintergrund des Haiku zu erläutern: «Winzig erscheinen uns der Japaner selbst, seine Frauen, Häuser, Geräte, Gedichte. Aber er hat das Menschenmögliche in der Prägnanz, Plastik und Schärfe des Kurzgedichtes geleistet.» (…) Auch Schiller bezieht im Vorübergehen zarte Prügel:… Continue Reading „59. Kurzgeschichte“

97. Kommt, ihr Geister!

In seinem neuesten Buch zeigt Schlaffer, wie eine ganze Gattung die Neuzeit hintergeht. Lyrik ist, so liessen sich Titel und Untertitel erläutern, ein archaisches Sprechen, das seltsamerweise unter Bedingungen der Moderne überlebt hat. Die ältesten überlieferten Gedichte Europas und Asiens sind zweckgebunden: Kultlieder und… Continue Reading „97. Kommt, ihr Geister!“

102. Georges Wullewops

Die schön gestaltete und von den beiden Herausgebern vorzüglich kommentierte Edition der Schlayerschen Minusio-Erzählung ermöglicht einen neuen Blick auf George. Sie zeigt einen entspannten Dichter-Gott, der sich durchaus auch spielerisch-belustigt auf die Rituale seiner Sekte bezog. Dies konnte er sich im Bewusstsein der bedingungslosen… Continue Reading „102. Georges Wullewops“

25. Poetische Briefe

Im Frühjahr 1939 musste die 70-jährige Else Lasker-Schüler die Schweiz verlassen, bis zu ihrem Tod 1945 war Jerusalem die letzte Exilstation. Das Leben dort, «unter dem auserwählten Volke», erscheint in ihren Briefen als eine einzige «Hölle». Kaltherzig, engstirnig, brutal seien die Menschen um sie… Continue Reading „25. Poetische Briefe“

55. George als Gesamtkunstwerk

Die George-Konjunktur hält an. Nach Thomas Karlaufs grosser Biografie (2007) und Ulrich Raulffs preisgekrönter Studie zur Wirkungsgeschichte des Kreises (2009) ist nun das dritte George-Buch erschienen, das sich an ein breiteres Publikum wendet. Der Berliner Germanist Ernst Osterkamp bezieht sich eingangs auch gleich auf… Continue Reading „55. George als Gesamtkunstwerk“

35. Kafkas Schatzkästlein

„Da Hebel bekanntlich das Alemannische u.a. mit seinen Gedichten literaturfähig gemacht hat, ist dieser Autor für die Lyrikzeitung einschlägig“, schreibt mir Konstantin Ames, und wie recht er hat. Goethe sagts ja auch: „Der Verfasser dieser Gedichte ist im Begriff, sich einen Platz auf dem… Continue Reading „35. Kafkas Schatzkästlein“

072. Briefwechsel

Nachträglich zum gestrigen Goethegeburtstag hier eine Nachricht aus der gestrigen NZZ: Die Klassiker bloggen, und das Publikum jubelt. Unter http://www.briefwechsel-schiller-goethe.de erscheint seit einigen Wochen, eingerichtet von dem Münchner Germanisten Giesbert Damaschke, die Korrespondenz der beiden Weimarer Dichterfürsten als «Echtzeit-Blog». Um 215 Jahre versetzt, werden… Continue Reading „072. Briefwechsel“

94. «Ich habe niemand ans Licht gezwängt / nur Worte.»

Um ihm Hauslärm zu ersparen, hatte sie schon 1940 in eine Abtreibung eingewilligt. Als sie nach dem Tod ihrer Mutter zusammenzubrechen droht, kommt es erneut zu einer Schwangerschaft; Palm intensiviert in dieser Zeit seine Reisetätigkeit und hat eine Affäre im Ausland. Domin erleidet eine… Continue Reading „94. «Ich habe niemand ans Licht gezwängt / nur Worte.»“

78. Peter von Matts Verdichtungskunst

Deshalb ist es besonders schwierig, die kurzen Texte der Lyrik auch kurz zu interpretieren. Es bedarf dazu einer eigenen exegetischen Verdichtungskunst. Als Beiträger zu der von Marcel Reich-Ranicki begründeten «Frankfurter Anthologie» führt Peter von Matt sie seit mehr als 25 Jahren eindrucksvoll vor. Die… Continue Reading „78. Peter von Matts Verdichtungskunst“

35. Gedichte schützen

Die verblüffende Modernität dieser Gedichte, ihre Verspieltheit, ihre Ironie, die überall ausgestellte Freude an der Erzeugung von Rätseln und vielbezüglichem Sinn – all das bleibt ausser Betracht. Es hätte die biografische Perspektive bereichern können. Denn die artistische Bildersprache, die Goethe der Poesie des Orients… Continue Reading „35. Gedichte schützen“