Kategorie: Österreich

Kann alles noch sein

„Es kann alles noch sein“, lautet die erste Textzeile der „Werke in 6 Bänden“ von Ernst Jandl. Das galt lange auch für das Mammut-Projekt selbst. Vom Luchterhand Verlag ursprünglich für 1. August 2015, dem 90er des im Jahr 2000 verstorbenen Wiener Dichters angekündigt, war… Continue Reading „Kann alles noch sein“

Scharlachnatter

In „Scharlachnatter“ präsentiert Schindel ein Deutsch in barocker Fülle, Wort für Wort, in Wortmonstern auch, eine Sprache, die sich in Neubildungen erweitert statt verkürzt, bis sie sich bisweilen in einer Art Selbstgespräch vom Leser entfernt. Dort, wo das Titeltier auftaucht, stürzt ein „Wir“ wie… Continue Reading „Scharlachnatter“

30 Milliarden Silben

Thomas Havliks Stimme ist ein Glücksfall. Schnarrend und nuschelnd wienerisch, nie kunstlos motzend, rettet sie viel von dem, was aus dem Beiheft (stumm oder halblaut) abgelesen, sich bemüht lieblos, übellaunig, überkandidelt läse: „Wieviele Zikaden sind notwendig, wieviele Ichs/ Um das Schnalzen der gerissenen Sehne… Continue Reading „30 Milliarden Silben“

Poesie geb ich für Kaffee

Am 21. März kann man einen Kaffee mit einem Gedicht bezahlen. Julius Meinl feiert an diesem Tag rund um den Globus die Kraft der Poesie die Menschen über alle Grenzen verbindet. Unter dem Motto “Pay with a Poem” ruft Julius Meinl alle Alltagspoeten dazu… Continue Reading „Poesie geb ich für Kaffee“

Lyrik-Empfehlungen 2016 veröffentlicht

Eine Initiative der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Stiftung Lyrik Kabinett und der Literaturwerkstatt Berlin/Haus für Poesie Veranstaltungen am 18. März auf der Leipziger Buchmesse und am 23. März in der Literaturwerkstatt Berlin/Haus für Poesie Welche Gedichtbücher sind besonders bemerkenswert, interessant, überraschend?… Continue Reading „Lyrik-Empfehlungen 2016 veröffentlicht“

Formierter Geist (2)

Soweit ist Europa noch nicht. In Europa (Gayropa sagt man auf Russisch) haben die „keine Eier“, wie man sich heute ausdrückt. Erst kürzlich auf Versammlungen sogenannter Rußlanddeutscher, die ihr Deutschtum mit überwiegend russischen Reden hochhielten, um es vor andren Einwanderern zu beschützen. Hier und… Continue Reading „Formierter Geist (2)“

So ein blassgrünes Buch

Endlich eine Rezension, die ihre – starken – Wertungen nicht aus den gängigen Klischee- und Ressentimentkisten holt. Über die man also streiten könnte, ohne sich auf die festen Standpunkte irgendwelcher binär aufgestellter Lager zu begeben. Beiträge zur Vermessung der Anthologien-, der Lyrikszene. Hier ein paar der… Continue Reading „So ein blassgrünes Buch“

Ketzerfrage

Gleich zu Beginn müssen wir die Ketzerfrage stellen: Würden diese Gedichte heute noch Aufmerksamkeit beanspruchen, hieße ihr Autor nicht Thomas Bernhard und erschienen sie nicht im Rahmen einer großangelegten Werkausgabe? Wohl kaum. Sie sollten es aber! Nicht alle Stücke darin sind gelungen, wenn man… Continue Reading „Ketzerfrage“

Fundsachen

Die Zeitungen melden 2 Sensationsfunde: 1 Bei der Auflösung einer privaten Bibliothek des Wiener Antiquars Erhard Löcker ist ein bisher nicht bekanntes Gedicht von Georg Trakl (1887-1914) entdeckt worden. Auf dem ersten Blatt einer „Hölderlin“-Ausgabe von 1905 ist das Gedicht „Hölderlin“ von Trakl in… Continue Reading „Fundsachen“

Alfred Kolleritsch 85

Der Steirer Alfred Kolleritsch, Herausgeber der „manuskripte“, feiert heute in seiner Stadt, Graz, den 85. Geburtstag. In der „Presse“ referiert Norbert Mayer ein Gespräch über große Literaten und das Dichten als sinnliche Erfahrung. Ausschnitt: Die Germanistik in Graz erwies sich zu seinem Missfallen in den… Continue Reading „Alfred Kolleritsch 85“

Wiener Küche

Das war eine Genieküche der österreichischen Literatur: H.C. Artmann, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener setzten mit der Wiener Gruppe die große Revolution des Wortes in Gang. Durch den Nationalsozialismus hatte die deutschsprachige Literatur den Anschluss an die Avantgardebewegungen verloren.Der polyglotte… Continue Reading „Wiener Küche“

Wortsturm

Aktuell steht die Dichterin in ihrem 92. Jahr. Von der Ekstase des Schreibens will und kann sie nicht lassen, heute vielleicht weniger denn je. In ihrer Zettelwerkstatt in Wien-Margareten ist jetzt fleurs entstanden. Nach études und cahier liegt damit ein weiteres „Schulheft“ vor. Ein… Continue Reading „Wortsturm“

Zwei Ansichten

Über die Anthologie Lyrik von jetzt 3 – Babelsprech Formale Grenzen des Gedichts scheinen endgültig aufgehoben. Was auf knapp dreihundert Seiten zu lesen ist, zeigt eine Vielfalt, wie man sie so noch nicht bestaunen konnte. Waren bisher deutliche oder indirekte Anknüpfungen an tradierte Formen, an… Continue Reading „Zwei Ansichten“

„Poesie ist eine unhörbare Bewegung der Buchstaben“

Alice Salomon Hochschule Berlin vergibt am 23. Januar 2016 Poetik Preis an Elfriede Czurda „Poesie kann dem Publikum nicht mittels Lärm in die Ohren gedröhnt werden, sondern verlangt ihm etwas ab: die Bereitschaft zu hören und zu denken“, so die Schriftstellerin Elfriede Czurda. Am… Continue Reading „„Poesie ist eine unhörbare Bewegung der Buchstaben““

Wer dich fragt

Heute beim Standard die Erstveröffentlichung eines nachgelassenen Gedichts der Kärtner Dichterin Christine Lavant, anlässlich des 70. Jahrestages des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und des 100. Geburtstags Lavants: „Wer dich fragt um die Wunde der Welt, dem zeig Hiroshima“