Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Die Gedichte Rainer Kirschs sind in der DDR erschienen, was bisweilen einem Wunder gleichkam, und sie erschienen den Machtlüsternen wohl als Stachel, den auf Dummheit Gepolten (sie nannten ihre Art Widerspruchsrodung Dialektik) als Dämon, den Tapferen als Trutzimpuls. Und den Anstößigen als ein Stoßseufzer,… Continue Reading „49. Rainer Kirsch 80“
Hans-Dieter Schütt schreibt anläßlich des „Poesiealbum 309“ über ein Gedicht von Hilde Domin: Interpretation ist Arbeit. Aber dies Gefühl stellt sich bei Lektüre der Domin-Gedichte nicht ein. Porenöffnung. Es fließt etwas durch dich hindurch. Frag nicht nach Spuren, spür nur das Fließen. Nichts fließt… Continue Reading „43. Dennoch“
Das Neue Deutschland hat Sympathien für den skeptischen Herrn Enzensberger: In diesem geistreichen Büchlein bestätigt Enzensberger sein denkerisches Wesen: Dieser Dichter vom Jahrgang 1929 erwies sich im Laufe seiner Lebenskurven als nur bedingt talentiert für ideologische Lagertreue. Er ging zunächst wortführend durch die schöne… Continue Reading „32. Wider-Lager“
Da kommen Genossen ins Schwärmen*: Jewgeni Jewtuschenko. Von Liebe zum Land erhitzt. Und über diese Hitze immer wieder unvergessliche Gedichte, stets nah am Poem: »Hochzeiten«, »Stille«, »Als dein Gesicht …«, »Lektion in Mut«. Im Westen schauten junge Leute nach Woodstock, wir schauten uns russische… Continue Reading „70. Jewtuschenko 80“
Mut ist ein Lustorgan, es zeugt Mut: Das russische Magazin »Snob« hat das Punkgebet der vom Putin-Regime verurteilten Band »Pussy Riot« mit dem Preis als »Bestes Kunstprojekt des Jahres« ausgezeichnet. Russische und ausländische Kommentatoren bezeichnen dies als eine höchst ehrenwert provokante Form der Solidarität.… Continue Reading „73. Auszeichnung für Pussy Riot“
Der Torwart der Autoren-Nationalmannschaft im Fußball, Jahrgang 1967, ist einer der wesentlichen deutschen Lyriker und Dramatiker. Mit »Schwarze Sonne scheine« erschien (wie alle seine Bücher bei Suhrkamp) vor Monaten einer der erregendsten Romane jüngerer Zeit. Natürlich schreibt er auch Fußball-Gedichte. Noch unveröffentlicht die untenstehende… Continue Reading „25. Messi und Fußball“
Als in der DDR die Reihe »Poesiealbum« erschien und einen europäischen Ruhm begründete (Poesie, als wäre sie eine Zeitung!, und dazu noch für 90 Pfennig Ost!), da war 1977 Alain Lance der Dichter der 114. Ausgabe. Ihm folgte, Geistesbruder zu Geistesbruder, die Nummer 115… Continue Reading „20. Alain Lance“
Kipphardts Stück konnte ein Erfolg werden in jener vorübergehenden Phase der – nach dem 17. Juni 1953 – gelockerten kulturpolitischen Zügel. Kipphardt setzte Alfred Matusche durch, sehr nahe stand er Peter Hacks; aber als er freilich Ilf und Petrows »12 Stühle« modern bearbeitete, blieb… Continue Reading „30. Heinar Kipphardts 90.“
Für Neues Deutschland interviewt Hans-Dieter Schütt den Pfarrer und Dichter Christian Lehnert: nd: Christian Lehnert, es gibt ein Gedicht von Günter Kunert, darin beschreibt er das Schicksal des Dichters: Er suche nach dem ersten, dem gültigen Wort – finde aber stets nur das zweite,… Continue Reading „91. Aller Anfang“
Durch dieses schöne Buch geht ein Rauschen, es schlagen gleichsam Flügel – es ist ein heiteres Aufschwingen oder aber ein angstvolles Notflattern. Vögel. Immer wieder. Christian Lehnert, Pfarrer, Studienleiter an der Evangelischen Akademie in Lutherstadt Wittenberg, beschwört sie geradezu. Himmelsschrift, vor der wir ohne… Continue Reading „63. Himmelsschrift“
Zugleich kündet Wagners Metapher vom augenzwinkernden Trotz des Dichters: Er koppelt gern die Schwerkraft, von denen die Ambosse erzählen, mit jenen Sehnsüchten nach Leichtigkeit, die den »kopf beinahe in den wolken« schweben lassen. Quedlinburger Glocken klingen ihm wie Samt, »um nicht das porzellan der… Continue Reading „91. Selbstanschauungstheater“
Lothar Warneke (»Leben mit Uwe«, »Unser kurzes Leben«, »Einer trage des anderen Last«) drehte zunächst nahezu dokumentarische Spielfilme, er wagte darin überbordende erzählerische Unschärfe und Bebenlosigkeit, er schien sich aus dem eigenen Film zurückzuziehen, er erinnerte in seiner puren Abbildungstreue an Gedichte des Hallenser… Continue Reading „64. Protokollant“
Der Berner Dichter und Pfarrer Kurt Marti, einundneunzig, auch ein lebenslanger Tagebuchschreiber, hat nun »Spätsätze« veröffentlicht. Sie handeln vom Lebensraum, der gleichsam aus drei Buchstaben besteht. Jenen drei Buchstaben, die das »Abendleben« vom »Ableben« trennen, und die herausfallen werden wie haltlos gewordene Zähne. / Hans-Dieter… Continue Reading „20. End“
1956 wird für die Filmfestspiele Cannes Alain Resnais’ Streifen über die NS-Vernichtungslager »Nacht und Nebel« nominiert, den Filmtext hatte Celan ins Deutsche übertragen – daraufhin bewirkt die Bundesregierung eine Absetzung des Streifens, weil er »Hass auf das deutsche Volk in seiner Gesamtheit« erzeuge. /… Continue Reading „87. Celan 90“
Endler sudelte, er schrieb Tagebuchblätter, ätzend scharf, mit Genuss kauzig, mit Freude vertrackt, ehrgeizig bedacht auf das Sammeln jedweden Widersinns und Unsinns; mit wonnigem Fiber quirlte er Sprache, collagierte Zeitungsdeutsch mit seiner beißenden Poesie (»Tarzan vom Prenzlauer Berg«, »Der Pudding der Apokalypse«, »Nebbich. Eine… Continue Reading „47. Adolf Endler 80“
Neueste Kommentare