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Der „Lyriksommer“ im Deutschlandradio Kultur vom 14. Juli bis 31. August schöpft aus dieser Vielfalt und präsentiert in den Sendungen der Literatur u.a. Poesie aus Dänemark, dem Iran oder aus den USA.
Dabei spielen unterschiedlichste Traditionen und alle nur denkbaren Stile eine Rolle: Michèle Métails spielerische Lautpoesie ist zu hören, Hart Cranes klingender und zersplitterter Schlüsseltext der Moderne, eine Hymne auf die Brooklyn Bridge oder Landschaftspoesie aus Großbritannien. Wir zeigen das Weiterwirken von Baudelaire, die Inspirationsquellen für poetische Bildwelten der Gegenwart oder wie und wovon Dichter heute überleben.
Zum Auftakt des „Lyriksommers“ diskutieren wir mit neuen Verlagen. Sie publizieren vorwiegend junge Stimmen und übersetzen längst überfällige Titel. Ob man überhaupt – z.B. Ezra Pound – übersetzen kann, ist eines von vielen Themen. Lyrikzeitschriften verlagern sich verstärkt ins Internet. Wie seine Lyrikplattformen macht das Radio seit jeher den speziellen Sound einer Dichterin oder eines Dichters hörbar – während des „Lyriksommers“ auf vielen Plätzen in unserem Programm – u.a. täglich in der frühen „Ortszeit“, aber auch in den Lesungen am Samstag.
Shakespeare-Sonette oder Arbeiten des russischen Avantgardisten Chlebnikow finden sich in der Sendung „Klangkunst“ wieder, und auch Hörspiel und Musik schließen sich mit etlichen Sendungen dem „Lyriksommer“ an.
Das Programm im Überblick:
Hörspiel – Sonntag, 14. Juli 18.30 Uhr
Rotoradio
Von Ferdinand Kriwet
Regie: Ferdinand Kriwet
Mit: Max Woithe, Janusz Kocaj, Janus Torp, Marian Funk, Ilja Pletner
Ton: Alexander Brennecke
Produktion: DKultur/WDR 2012
Länge: 39’09
Kriwets „ROTOR“ von 1961 ist die unaufhörliche Rede eines namenlosen Ich. Kriwet selbst hat sich an eine Auswahl und neue Zusammenfügung gewagt. Mit fünf jungen Schauspielern werden extrahierte Textteile rhythmisch überlagert, chorisch arrangiert oder den Redefluss demonstrierend collagiert. Ein Annäherungsversuch an das eigene Erstlingswerk von vor 50 Jahren.
Literatur – Dienstag, 16. Juli 19.30 Uhr
Spezialisten im Abseits?
Deutschlands DichterInnen
Zum Auftakt des Lyriksommers eine Diskussion
Moderation: Barbara Wahlster
Lyrik ist Rhythmus und Klang, macht Vertrautes fremd, sorgt für Verblüffung und liefert Erkenntnisse – oft blitzschnell und prägnant.
Literatur – Samstag, 20. Juli 17.30 Uhr
„Sich selbst verschluckende Sätze“
Hans Magnus Enzensberger liest Gedichte aus dem Band „Kiosk“
Literatur – Sonntag, 21.Juli 0.05 Uhr
Das ganz alltägliche Pathos. Wie Gegenwartslyriker ihre Bilder finden
Von Astrid Mayerle
Literatur – Dienstag, 23 .Juli 19.30 Uhr
Kann man Ezra Pound übersetzen?
Die Literaturwissenschaftler Heinz Ickstadt und Manfred Pfister im Gespräch
Moderation: Kolja Mensing
Antisemit oder großer Dichter? Ezra Pound ist eine der umstrittensten Figuren der künstlerischen Moderne. Seine „Cantos“ sind jetzt vollständig auf Deutsch erschienen
Literatur – Samstag, 27. Juli 17.30 Uhr und 22.30 Uhr
„Ich sagte einmal zu Stéphane Mallarmé“ ein Essay von Paul Valéry
Gelesen von Jürgen Hentsch
RIAS 1993
Erotikon
„Eile Knabe, hole uns muntre Mädchen“
Erotische deutsche Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Gelesen von Julia Mohn, Ingo Hülmann, Bernhard Schütz
Literatur – Sonntag 28. Juli 0.05 Uhr
Iranische Ikone der Freiheit
Das radikale Leben und Dichten der Forough Farrokhzad
Von Nicoletta Torcelli
Bis heute eine Vorreiterin der künstlerischen Erneuerung und Inspiration für viele, die im Iran eigene Wege gehen wollen.
Hörspiel – Sonntag, 28. Juli 18.30 Uhr
Auf den Abendengel warten
Von Robert Pinget
Aus dem Französischen von: Gerda Scheffel
Bearbeitung: Friederike Roth
Regie: Otto Düben
Mit: Martin Benrath
Ton: Karlheinz Stoll
Produktion: SDR 1998
Länge: 58’18
Monsieur Mortin und Monsieur Traum scheinen sich nahe gekommen und schließlich identisch geworden zu sein.
Über nichts
Von Robert Pinget
Aus dem Französischen von: Gerda Scheffel
Regie: Otto Düben
Mit: Ernst Jacobi, Traugott Buhre
Ton: Karlheinz Stoll
Produktion: SDR 1989
Länge: 16’49
Zwei Männer, deren Identität im Dunkeln bleibt, führen einen Dialog. Das Treffen kam auf die dringende Bitte des einen hin zustande, scheint aber sinnlos, da er nichts mitzuteilen hat.
Literatur – Dienstag, 30. Juli 19.30 Uhr
Eine Sendung über die französische Lyrikerin und Performerin Michele Métail
Von Clarisse Cossais
Klangkunst – Freitag, 2. August 0.05 Uhr
Velimir oder Chlebnikovs Karneval der Worte
Von Ulrich Land und Bojidar Spassov
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2008
Länge: 54’06
Produktionsdatum: 2008
Ursendung: 6. Juni 2008
Mitwirkende: Cristina Ascher – Gesang
Helen Bledsoe – Flöte
Marco Blaauw – Trompete
Melvin Poor – Tuba
Carl Rosman – Bassklarinette
Paul Rosner – Violine
Grzegorsz Stopa – Akkordeon
Bojan Vodenicharov – Klavier
Stimmen: Ulrich Land, Nelly Politt, Mariya Shumylova, Bojidar Spassov
Komposition: Bojidar Spassov und Ulrich Land (54’06)
Zwei Poeme des futuristischen russischen Poeten Chlebnikov (1885-1922) – in der psychiatrischen Klinik geschrieben – gaben den Anstoß zu diesem „Musik-Hörstück für Laut-Sänger, Laut-Sprecher und andere Laut-Quellen“. Für Chlebnikov, der daran arbeitete, die Sprache der Vögel, Geister und Götter zu übersetzen, war Sprache Spiel- und Klangmaterial, ein fantastischer Bauchladen frei wählbarer Phoneme. Das Hörstück ist eine Fortsetzung des Prinzips Chlebnikov mit digitalen Mitteln.
Literatur – Samstag, 3. August 17.30 Uhr und 22.30 Uhr
Briefwechsel
„Herzzeit“ Ingeborg Bachmann und Paul Celan
Gelesen von Johanna Wokalek und Jens Harzer WH
Literatur – Sonntag, 4. August 0.05 Uhr
König Ohneland
Zehn Kapitel über den letzten Dandy der deutschen Literatur
Von Dagmar Just
Ein Denk-Mal aus Thesen und Tönen für den König ohne Volk und ohne Land
Hörspiel – Sonntag, 4. August 18.30 Uhr
Erzählung des Gleichgewichts 4: W
Von Jean Daive
Aus dem Französischen von: Werner Hamacher
Funkeinrichtung und Regie: Ulrich Lampen
Komposition: Ulrike Haage
Mit: Jean Daive, David Bennent
Ton: Alexander Brennecke
Produktion: DKultur 2012
Länge: 87’52
W. ist die Aufschrift auf einem Papierbündel und einem Paket, in dem eine störende Schwester, ein stummer Vater, eine entfernte Mutter auf die Post gebracht und verschickt werden, um vom Adressaten – einem Leser/Hörer – Stück für Stück einverleibt zu werden.
Literatur – Dienstag, 6. August 19.30 Uhr
Bienenstock aus Glas
Drei junge dänische Lyriker
Von Peter Urban-Halle
Dänische Lyrikprojekte in wohlkomponierten Suiten: Geschichten aus der Wirklichkeit und Poetisierungen des Politischen.
Klangkunst – Freitag, 9. August 0.05 Uhr
dNew Looks
Von Cathy Milliken
Produktion: Autorenproduktion für DLRBerlin Dauer: 46’30
Produktionsdatum: 2001/2002
Ursendung: 3. Mai 2002
Klangkomposition
Stimmen: Judith Engel, Franck Ollu und Angie Milliken
Ton: Jo Schlosser
Komposition: Cathy Milliken
Realisation: Cathy Milliken
Die Komponistin Cathy Milliken sammelt mit dem Mikrophon ihre Höreindrücke: Baustellen, Proben, Spaziergänge, Musiken und Naturaufnahmen. Sonette von Shakespeare erzählen von Zeitlosigkeit und dem Vergehen von Zeit, zugleich gliedern und strukturieren sie das akustische Material durch Sprachmelodie und Metrik.
Literatur – Samstag, 10. August 19.30 Uhr und 22.30 Uhr
„Spaziergang zu allen Jahreszeiten“
Reiner Kunze liest Gedichte aus dem Band „ein tag auf dieser erde“
Für Reiner Kunze, der am 16. August 80 Jahre alt wird, ist das Gedicht ‚der Blindenstock des Dichters‘, seine Verse entstehen abseits von den ‚Wühltischen der Sprache‘. Wer eine seiner Lesungen erlebt hat, wird die leise, eindringliche Stimme nicht vergessen.
Erotikon
Liederliche Gedichte – Erotik in Versen
Gelesen von Simone Kabst und Bernhard Schütz
Mit Gedichten u.a. von Rolf Dieter Brinkmann, FC Delius, Erich Fried, Ulla Hahn, Sarah Kirsch, Günter Kunert, Paul Wühr
Literatur – Sonntag, 11. August 0.05 Uhr
„O früher Morgen! Erstes Gras, O Beginn der Liebe“
Der Dichter Bertolt Brecht
Von Lastern und Begierden, vom Zustand der Welt und ihrer Veränderbarkeit, vom Wechsel der Dinge und dem großen Zweifel – Brecht-Songs und -Balladen forever
Hörspiel Sonntag, 11. August 18.30 Uhr
Leopardi oder Das Massaker der Illusionen – Lebenslauf (1)
Fragmente für ein Selbstbildnis aus früher Romantik
Von Giacomo Leopardi
Übersetzung aus dem Italienischen, Bearbeitung und Regie: Heinz von Cramer
Mit: Heiko Senst, Werner Wölbern, Matthias Haase, Gerd Anthoff, Walter Renneisen u.a.
Ton: Günther Kasper
Produktion: WDR 1995
Länge: 64’36
Giacomo Leopardi (1798-1837) gilt neben Petrarca als der größte italienische Lyriker. Heinz von Cramer hat in seiner Textcollage aus Gedichten, Briefen, Notizen, politischen Texten, grotesken, absurden und auch philosophischen Dialogen und Szenen aus Leopardis Gesamtwerk ein Porträt gezeichnet.
Literatur – Dienstag, 13. August 19.30 Uhr
Die Brooklyn-Bridge-Sinfonie
Mit Hart Cranes Poem „Die Brücke“ über New Yorks Wahrzeichen
Von Holmar Attila Mück
Das außerordentliche Bauwerk über den East River, das Mantattan und Brooklyn verbindet, in seiner poetischen Entsprechung.
Literatur – Samstag, 17. August 17.30 Uhr und 22:30 Uhr
Große lyrische Stimmen aus dem Netz (Lyrikline.org)
Zusammengestellt von Barbara Wahlster
Erotikon
„Trunken bin ich vom Kuss der Lippen“
Erotische deutsche Gedichte
Gelesen von Julia Mohn und Viktor Neumann
Literatur – Sonntag, 18 .August 0.05 Uhr
Brot und Lyrik
Wie Lyriker Geld verdienen
Von Dana Ranga
Hörspiel – Sonntag, 18. August 18.30 Uhr
Leopardi oder Das Massaker der Illusionen – Rette sich, wer kann (2)
Fragmente für ein Selbstbildnis aus früher Romantik
Von Giacomo Leopardi
Übersetzung aus dem Italienischen, Bearbeitung und Regie: von Cramer
Mit: Heiko Senst, Werner Wölbern, Matthias Haase, Gertrud Roll, Peter Lieck, Birgit Walter u.a.
Ton: Günther Kasper
Produktion: WDR 1995
Länge: 59’03
Im zweiten Teil des Hörbilds über den Dichter Leopardi sind Passagen aus seinen dramatischen Dialogen und Lehrgedichten eingestreut, in denen sich sein Weltbild, Denken und Empfinden verdeutlichen. Durchzogen von einem nihilistischen und auch ironischen Pessimismus wird scharf und genau Stellung bezogen zu den Phänomenen einer zerfallenden Gesellschaft.
Literatur – Dienstag, 20. August 19.30 Uhr
Die Panflöte des Meister Baudelaire
Junge Dichter und ein großes Vorbild
Von Uta Rüenauver
Literatur – Samstag, 24 .August 17.30 Uhr und 22.30 Uhr
Lesung Jean Krier
Erotikon
Aus „Lucinde“ von Friedrich Schlegel
Gelesen von Falk Rockstroh
Literatur – Sonntag, 28. August 0.05 Uhr
Drei Beispiele britischer Landschaftslyrik
Von Michael Hillebrecht
Hörspiel – Sonntag, 25. August 18.30 Uhr
Ein armer verlassener Mann sieht einen grauen Sonntag im Regen
Von Gottfried Benn
Bearbeitung: Norbert Jochum
Regie: Alfred Behrens
Mit: Peter Roggisch
Ton: Helmut Becker
Produktion: 2000
Länge: 78’44
Gute Regie ist besser als Treue.“ (Gottfried Benn) Aus zahlreichen Briefen an Tilly Wedekind und Elinor Büller sowie aus Briefen an F. W. Oelze und anderen Texten hat Norbert Jochum eine Collage zusammengestellt, die jenes Bennsche Credo auf irritierende Weise beleuchtet.
Literatur – Dienstag, 27. August 19.30
„Immer schon bin ich unzeitgemäß“
Die Dichterin Friederike Mayröcker
Von Andrea Marggraf
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