Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 im Netz | News that stays news
Eminente russische Autoren wie Anton Tschechow, Daniil Charms oder Isaak Babel haben erst durch Peter Urban eine deutsche Stimme erhalten. Zuvor glaubten die Übersetzer, man müsse die urwüchsige Sprache dieser modernen Schriftsteller glätten und in ein makelloses Hochdeutsch bringen. Peter Urban hat radikal mit diesem Missverständnis aufgeräumt. (…) Er übersetzte das schwierige Gesamtwerk des Futuristen Welimir Chlebnikow in zwei umfangreichen Bänden und zog mit dieser stupenden Leistung auch Paul Celans Aufmerksamkeit auf sich. (…) Peter Urban war einer der letzten unabhängigen Intellektuellen in Deutschland, die sich kompromisslos für ihre künstlerischen und politischen Überzeugungen einsetzten. Sein messerscharfer Geist, sein untrüglicher stilistischer Sinn und seine detektivische Hartnäckigkeit beim Aufspüren relevanter Quellen machten ihn zu einem unbestechlichen Hüter höchster literarischer Standards. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Übersetzerpreisen und der Ehrendoktorwürde der Universität Regensburg ausgezeichnet. / Ulrich M. Schmid, NZZ
Der Slawistikstudent verbrachte ein Jahr in Belgrad, wo er Gedichte von Vasko Popa und Miodrag Pavlović übersetzte und als Suhrkamp-Lektor Letzteren bald auch herausbrachte. Urbans Lebensaufgabe wurde, russischen Klassikern, ob Alexander Gribojedow, Iwan Turgenjew oder Nikolai Gogol, die von früheren Übersetzern bis zur Unkenntlichkeit „verschönert“ wurden, eine ihrer originalen Diktion und Sprachmelodie treue deutsche Stimme zu verleihen. Außerdem machte er den deutschen Leser mit wichtigen Figuren des zwanzigsten Jahrhunderts, den absurden sowjetrussischen Minimalisten – von Daniil Charms, über Leonid Dobytschin bis zu Venedikt Jerofejew -, überhaupt erst bekannt. / Kerstin Holm, FAZ
Neueste Kommentare