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(Weder Satire noch Science Fiction)
Als Präsident Putin seine Rede beendete, ergriff Tolstoi das Wort. Er dankte Dostojewski, Lermontow, Scholochow und Pasternak. Leider habe Puschkin nicht kommen können, da er erkrankt sei und daher nicht aus Belgien nach Moskau fliegen konnte. „Puschkin ist unter uns“, sagte Tolstoi.
Wladimir Iljitsch Tolstoi ist ein Nachfahr des großen Autors in der vierten Generation, und er meinte Alexander Alexandrowitsch Puschkin, einen Nachfahren des Dichters. Am 21.11. fehlte er beim Gesamtrussischen Literaturtreffen an der Universität der Völkerfreundschaft in Moskau.
Rund 500 Menschen waren anwesend, darunter viele Verwandte längst toter Autoren. Mit dem Treffen tritt Putin in die Fußstapfen seiner sowjetischen Vorgänger. Nun also übernahm Putin das Kommando über die Literatur. Ganz in sowjetischer Tradition versprach er Abhilfe, wenn einer der prominenten und privilegierten Teilnehmer Probleme ansprach.
Dann aber sprach der junge Schriftsteller Sergej Schargunow das Thema der politischen Gefangenen an. Putin antwortete, niemand in Rußland sei wegen Meinungsäußerungen im Rahmen der Gesetze in Haft, doch gebe es „eine Grenze, eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf.“
Dostojewski kam ihm zu Hilfe. Als „Nachkomme eines Häftlings“ könne er sagen, daß die 10 Jahre Haft in Sibirien wegen Gesetzesbruches ihm gut getan hätten und er in dieser Zeit als Schriftsteller gereift sei.
Die Witwe Alexander Solshenizyns widersprach und sagte, der sowjetische Gulag sei schlimmer gewesen als die Gefängnisse des Zaren. Es entspann sich ein Wortwechsel zwischen ihr und Dostojewski.
Gelegenheit für Putin einzugreifen. Nie werde man zu Zeiten zurückkehren, „als man Daniel und Sinjawski verfolgte und Pasternak exilierte“.
In Wirklichkeit kam Juli Daniel ins Gefängnis, Andrej Sinjawski wurde ausgebürgert und Pasternak aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Dostojewski seinerseits kam nach Sibirien, weil er in einer Lesegruppe mitwirkte. / Masha Gessen, Latitude. New York Times Blog
Habe heute in Xi’an eine Lesung mit Yi Sha und anderen chinesischen DichterInnen. Werde ihnen die Geschichte weitererzaehlen. Vielleicht haben sie auch etwas Aehnliches erlebt.
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Hat dies auf Blumenstraße 6 rebloggt und kommentierte:
Material. Kommt in die Wiedervorlage.
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