Veröffentlicht am 3. Februar 2001 von lyrikzeitung
In ihren Tagebüchern versammelt Marie Luise Kaschnitz viele um den Tod kreisende, auf dem Land spielende Geschichten, die gerade im Makabren religiöse Obsessionen offenbaren. Eine von ihnen lautet: „Connie“, erzählt aus Schloss Dorf in Österreich. Als die Schlossherrin gestorben war, musste der Sarg zugelötet werden. Die Tochter saß bei C. und hielt sich die Ohren zu. Es dauerte aber lang, hörte nicht mehr auf. C. ging nachsehen, es stellte sich heraus, dass man (Kriegszeit) alle defekten Blechgegenstände, Gießkannen usw., in die Kapelle gebracht hatte. Die Krankenschwester hatte, weil Winter war, nichts Grünes gefunden, der Toten ein Kränzchen im Sarg zu machen, und schließlich Petersilie gepflückt. Aber die alte Köchin, die für den Leichenschmaus viele Gäste zu versorgen hatte, holte ihr diese Petersilie empört wieder aus dem Sarg. / NZZ 3.2.01
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Marie Luise Kaschnitz
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