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Veröffentlicht am 22. April 2020 von lyrikzeitung
Louise Glück
(* 22. April 1943 in New York City)
Blühende Pflaume
Im Frühling verkündet die Walddrossel aus den schwarzen Ästen
des blühenden Pflaumenbaums ihre alljährliche
Botschaft vom Überleben. Woher kommt ein solches Glück,
das die Nachbarstochter in diesen Gesang hineinliest,
und einstimmt? Nachmittags sitzt sie
im Halbschatten des Pflaumenbaums, wenn der sanfte Wind
ihren unberührten Schoß mit Blüten überschwemmt, grünlich weiß
und weiß, ohne eine Spur zu hinterlassen, anders
als die Frucht, die bei stärkeren Winden
ausfransende dunkle Flecken einzeichnen wird, im Sommer.
Aus: SEHEN heißt ändern. Dreißig amerikanische Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Eine zweisprachige Anthologie. Herausgegeben, übertragen und mit einem Nachwort versehen von Jürgen Brôcan. Stiftung Lyrik Kabinett, München 2006, S. 103
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Jürgen Brôcan, Louise Glück
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