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Veröffentlicht am 13. November 2018 von lyrikzeitung
Hertha Kräftner
(* 26. April 1928 in Wien; † 13. November 1951 ebenda)
Betrunkene Nacht
Der Gin schmeckt gleich um elf und drei,
das Soda nur wird schaler.
Wer will, der kann mich haben
für einen alten Taler.
Mein Bräutigam, mein Bräutigam
war einer von den sieben Raben,
der flog am Haus vorbei,
da war es zwölf vorbei,
mein Bräutigam, mein Bräutigam
tat einen dunklen Schrei
und wollte seinen süßen Schnabel
an meinem Herzen laben,
da spießte ihn ein fremder Mann
auf eine Silbergabel.
Nun kann mich jeder haben
für einen alten Taler.
Das Herz, mein Freund,
ist aber nicht dabei
bei diesem Preis,
dem Herzen, Freund, wird kalt und heiß
nur bei den Zärtlichkeiten eines Raben.
Darum auch haben
meine Freunde mich ertränkt…
Versprecht, daß ihr das Glas Chartreuse verschenkt,
in dem ich schwimme als ein gelbes Ei.
Aus: Kühle Sterne. Gedichte, Prosa, Briefe. Klagenfurt: Wieser Verlag, 1997, S. 312f
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Hertha Kräftner
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