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Ricardo Domeneck, Lyriker zwischen Brasilien und Berlin, schließt im dritten Teil seines Brasilien-Beitrags die Darstellung der brasilianischen Gegenwartslyrik ab. Griff seine bisherige Betrachtung weit hinter die Zeit der Kolonisation zurück, kommt sie jetzt in der Gegenwart an und bereitet auf diese Weise eine Neufassung des Kanons brasilianischer Lyrikgeschichte vor. Damit setzt Domeneck die Reihe Babelsprech.International unter der Betreuung von Max Czollek und Max Oravin fort.
Zitat
In den 90ern hatten wir noch immer ein wesentliches modernistisches Vorbild im Werk von João Cabral de Melo Neto (1920 – 1999), der uns gelehrt hatte, „die Blume nicht zu parfümieren, das Gedicht nicht zu poetisieren“. Für uns war das nicht nur eine Lektion in Poetik, sondern auch in Ethik.
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Augusto de Campos (geb. 1931), der letzte der drei großen Noigandres-Dichter, ist immer noch eine treibende Kraft innerhalb der brasilianischen Poetik durch seine Arbeit als Dichter, Kritiker und Übersetzer. Er spielt für uns eine Rolle ähnlich derer von João Cabral de Melo Neto: Lektionen im Maßhalten. Dazu seine unablässige Neugierde und Experimentierfreudigkeit mit jeder möglichen Grundlage für Dichtung.
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Im neuen Jahrhundert wucherten die Forschungslinien ins Unermessliche, und brasilianische Dichter, obwohl mit einem starken Sinn für Gemeinschaft ausgestattet, scheinen allergisch gegenüber dem Begriff einer „Gruppe“ oder „Bewegung“ geworden zu sein. Es ist eine aufregende Zeit, mit Dichter so unterschiedlich wie Angélica Freitas, Juliana Krapp, Érica Zíngano, Fabiana Faleiros, Pádua Fernandes, Fabiano Calixto, Dirceu Villa, Marcus Fabiano Gonçalves oder Érico Nogueira.
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