55. Nadja Küchenmeister erhält ersten Horst Bingel-Preis für Literatur

Die Horst Bingel-Stiftung für Literatur und der Landesbezirk Hessen der Gewerkschaft ver.di haben einen Preis ausgelobt. Mit dem Horst Bingel-Preis für Literatur zeichnen ver.di und die Stiftung künftig alle zwei Jahre Autorinnen und Autoren aus, deren Werk literarische Qualität mit gesellschaftspolitischem Engagement verbindet. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert. Er wird

am Mittwoch, den 17.12.

um 20.00 Uhr

im Hessischen Literaturforum im Mousonturm in Frankfurt

(Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main)

mit kulturellem Rahmenprogramm übergeben. Laudator ist Dr. Holger Pils, Geschäftsführer der Münchner Stiftung „lyrik-kabinett“. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Die erste Horst Bingel-Preisträgerin ist die Lyrikerin Nadja Küchenmeister. Sie wird ausgezeichnet, weil, so Alexander Pfeiffer vom hessischen VS für die Jury, „die Gedichte der 1981 in Ost-Berlin geborenen Nadja Küchenmeister durchzogen sind von einem Gefühl der Sehnsucht. Einer Sehnsucht nach dem, was fehlt, nach dem, was einst war. Einem Gefühl des Verlusts also. Es ist die Erfahrung der Vertreibung aus dem Land der Kindheit, die hier zur Sprache kommt. So sehr, wie es sich bei diesem “Land” um eine innere Welt zu handeln scheint, so lassen sich einige der Gedichte aber auch auf die Außenwelt beziehen, auf den Staat, in dem die Autorin aufgewachsen ist und den es heute nicht mehr gibt – dessen einstige Existenz aber zum Beispiel in den bis heute gebräuchlichen Zuschreibungen “Ossi” und “Wessi” präsent bleibt. Nadja Küchenmeister gehört zur vermutlich letzten Generation, für die diese Begriffe überhaupt noch eine Bedeutung haben und in deren Texten diese Bedeutung spürbar bleibt.“

Die mit dem Horst Bingel-Preis für Literatur ausgezeichneten Autorinnen und Autoren sollen einen Bezug zum Literaturverständnis Bingels aufweisen. In ihren Arbeiten soll der Spagat zwischen „Phantasie und Verantwortung“ erkennbar sein, ein Thema, das Bingel beschäftigte und zu dem er 1974 einen Schriftstellerkongress organisiert hatte.

Der Schriftsteller Horst Bingel wurde 1933 im nordhessischen Korbach geboren und lebte lange Zeit in Frankfurt. Von 1971 bis 1975 sowie von 1977 bis 1978 war er hessischer Landesvorsitzender des VS, von 1974 bis 1976 VS-Bundesvorsitzender.

Horst Bingel setzte sich stets dafür ein, einem breiten Publikum den Zugang zu Literatur zu ermöglichen. Er initiierte beispielsweise das Frankfurter Forum für Literatur, um Literatur einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Zur Buchmesse ließ er eine Büchertram fahren und Literatur-Litfasssäulen aufstellen oder veranstaltete Lesungen auf der Baustelle des U-Bahnhofs Hauptwache und in der Werkhalle der Firma Messer-Griesheim.

Die Horst Bingel-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Literaturförderung im Sinne Horst Bingels zu betreiben. ver.di beteiligt sich, um in Zeiten eines durchökonomisierten Kulturbetriebes einen Beitrag für engagierte Literatur zu leisten. ver.di Landesbezirksleiter Jürgen Bothner: „ver.di, das sind auch die Schriftsteller, und zwar die politisch denkenden unter ihnen. Wir zeigen gern unsere kulturpolitische Seite, indem wir uns am Horst Bingel-Preis beteiligen.“

Die Jury besteht in paritätischer Besetzung aus je zwei Mitgliedern der Horst Bingel-Stiftung für Literatur und des ver.di-Landesbezirks Hessen. Ein fünftes Jurymitglied wird jeweils von diesem Gremium benannt.

Die Jurymitglieder für die erste Vergabe im Jahr 2014:

 Michael Krüger, Lyriker, langjähriger Geschäftsführer des Carl Hanser Verlags und seit 2013 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

 Barbara Bingel, Horst Bingel-Stiftung für Literatur

 Harry Oberländer, Horst Bingel-Stiftung für Literatur

 Cornelia Kröll, ver.di-Landesbezirksleitung Hessen

Alexander Pfeiffer, Verband deutscher Schriftsteller (VS), Landesverband Hessen

3 Comments on “55. Nadja Küchenmeister erhält ersten Horst Bingel-Preis für Literatur

  1. Vielleicht liegt ein höherer Sinn darin, „politisch denkende“ Schriftsteller weiter anzustacheln, per Nackenschlag.

    Like

  2. das geht nicht zusammen. oder wenn, dann bekommts für mich nen merkwürdigen geschmack:

    „… deren Werk literarische Qualität mit gesellschaftspolitischem Engagement verbindet.“

    und

    „die Gedichte der 1981 in Ost-Berlin geborenen Nadja Küchenmeister durchzogen sind von einem Gefühl der Sehnsucht. Einer Sehnsucht nach dem, was fehlt, nach dem, was einst war. … so lassen sich einige der Gedichte aber auch auf die Außenwelt beziehen, auf den Staat, in dem die Autorin aufgewachsen ist und den es heute nicht mehr gibt “

    nostalgie als gesellschaftspolitisches engagement? naja wahrscheinlich hat die jury den ausschreibungstext nicht gelesen und sich von kecker melancholie in den geistigen sandkasten leiten lassen.

    Like

Kommentar verfassen

Bitte logge dich mit einer dieser Methoden ein, um deinen Kommentar zu veröffentlichen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: