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Wilhelm Fink schreibt:
Die Geschichte, der Text, die story, ist immer besser als jede Notiz, als jeder Brief, jeder Essay. In der Erzählung lebt ein Stück Welt, in der story bleibt ein Stück von dir. Proust bemerkte sogar, dass er sich selbst gar nicht mehr unmittelbar erlebte, sondern dass „es“ ihm aus seiner Literatur entgegentrat.
Karl Kraus: Künstler ist einer, der aus einer Lösung ein Rätsel macht. – – Belächelte Realität: Das Wirkliche wirkt ja überhaupt immer leicht aufdringlich. Robert Walser.
Unterbewußtes, Träume: Hellsichtig spürte Jean Paul, dass die Beiligung des Ich an Träumen stärker ist als an Wachuzuständen. Dem Traum-Denken räumt er entscheidende Bedeutung ein. Weg vom Realismus: Die Poesie soll überhaupt nicht den Frühling mühsam aus Scholllen und Stämmen hervorpressen. – – Wirklich ist das Erinnerte: Die Erinnerung erzeugt das wesentlich Wirkliche. Der Traum führt auch zur Kindheit zurück. Alles kann nur von neuem erlebt werden durch die Sensibiltät der Person, die wir damals waren. Schriftsteller sind Kinder und Träumer mit dem magischen Weltbesitz. Poesie als letztes Mundstück: – – Die Sprache ist als Poesie erfunden worden, zusammen und mit den Schritten, den Schwüngen und Sprüngen des Tanzes.
Thomas Mann an der Ostsee: „Ich ließ mich bereden, meine Schreiberei an den Strand zu verlegen. Ich rückte den Sitzkorb nah an den Saum des Wassers, das voll von Badenden war, und so, auf den den Knien kritzelnd, den offenen Horizont vor Augen, der immerfort von Wandelnden überschnitten wurde, mitten unter genießenden Menschen, besucht von nackten Kindern, die nach meinen Bleistiften griffen, ließ ich es geschehen, dass mir aus der Anekdote die Fabel, aus dem Privaten das Ethisch-Symbolische unversehens erwuchs, – während immerfort ein glückliches Staunen darüber mich erfüllte, wie doch das Meer jede menschliche Störung zu absorbieren und in seine geliebte Ungeheuerlichkeit aufzulösen vermag.“
Die Leute, die den Ton angeben, sie wollen uns heiter haben. Aber die Ursachen, heiter und aufgeweckt zu sein, wollen sie uns nicht gestatten. (Robert Walser)
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