Hersch Glik 100

Vor 100 Jahren, am 24. April 1922, wurde Hersch Glik in Wilna geboren. Jiddisch הִירְש גְלִיק : andere Namensformen Hirsh Glick, Hirsh Glik.

„Geboren 1922 in Wilna als Sohn eines Altstoffhändlers. Jüdische und weltliche Bildung. Arbeit in einer Buchbinderei und einer Papierfabrik. Schrieb zunächst hebräische Gedichte und ging erst unter dem Einfluß der Gruppe Jung-Wilne zum Jiddischen über. 1941 Zwangsarbeit in Torfgruben bei Wilna. Während der Liquidierung des Wilnaer Gettos versuchte er, sich zu den Partisanen in den Wäldern durchzuschlagen. Gestapobaft, Flucht aus einem Lager, 1944 im Kampf gegen die Deutschen gefallen. Sein Partisanenlied wurde zur Hymne des Widerstands.“ (aus „Der Fiedler vom Getto“, s.u.)

Jüdisches Partisanenlied

Sage nimmermehr, du gehst den letzten Weg, 
wenn vor blauen Tag ein Bleigewölk sich legt: 
unsre heißersehnte Stunde, sie ist nah, 
unsre Tritte werden trommeln: Wir sind da!

Vom grünen Palmenland zum weiten Land im Schnee, 
so kommen wir mit unsrer Qual, mit unserm Weh, 
und wo gefallen ist ein Spritzer unsres Bluts, 
dort wird sprießen unsre Stärke, unser Mut.

Einst wird Sonne sein, die unsern Tag bescheint, 
und das Gestern wird verschwinden mit dem Feind. 
Steigt zu spät für uns der Sonnenball 
sei dies Lied für unsre Kinder ein Fanal.

Das Lied, geschrieben ists mit Blut und nicht mit Blei 
und kein Vogel hats gesungen, leicht und frei, 
s hat ein Volk an rauchgeschwärzter Wand 
das Lied gesungen mit der Waffe in der Hand.

Drum sage nimmermehr, du gehst den letzten Weg, 
wenn vor blauen Tag ein Bleigewölk sich legt: 
unsre heißersehnte Stunde, sie ist nah, 
unsre Tritte werden trommeln: Wir sind da!

     
5. Aufl. 1993 / 2. Aufl. 1968

Aus dem Jiddischen von Hubert Witt, aus: Der Fiedler vom Getto. Jiddische Gedichte aus Polen. Ausgewählt und aus dem Jiddischen übertragen von Hubert Witt. 5. Auflage 1993 (1. 1966), S. 256

dos partizanerlid

zog nit keyn mol az du geyst dem letstn veg, 
khotsh himlen blayene farshteln bloye teg.
kumen vet nokh undzer oysgebenkte sho - 
es vet a poyk ton undzer trot: mir zaynen do!

fun grinem palmenland biz vaysn land fun shney,
mir kumen on mit undzer payn, mit undzer vey,
un vu gefaln s'iz a shprits fun undzer blut,
shprotsn vet dort undzer gvure, undzer mut.

es vet di morgnzun bagildn undz dem haynt,
un der nekhtn vet farshvindn mitn faynd.
nor oyb farzamen vet di zun un der kayor –
vi a parol zol geyn dos lid fun dor tsu dor.

dos lid geshribn iz mit blut un nit mit blay,
s'iz nit keyn lidl fun a foygl af der fray,
dos hot a folk tsvishn falndike vent,
dos lid gezungen mit naganes in di hent!

to zog nit keyn mol, az du geyst dem letstn veg,
khotsh himlen blayene farshteln bloye teg.
kumen vet nokh undzer oysgebenkte sho –
es vet a poyk ton undzer trot: mir zaynen do!
Aufführung im Kiewer Jüdischen Theater

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