Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 29. August 2021 von lyrikzeitung
Adelbert von Chamisso
(* 30. Januar 1781 auf Schloss Boncourt bei Ante, Châlons-en-Champagne, Frankreich; † 21. August 1838 in Berlin)
Adelbert an seine Braut
Ich schlich so blöd für mich allein,
Ich wälzte so mich in den Staub,
Ich war so schwach, ich war so klein,
Ich war so blind, ich war so taub,
Ich war so nackt, ich war so kalt,
Ich war so arm, ich war so alt –
Und bin nun aller Siechheit los
Und fühle in den Knochen Mark;
Ich bin so reich, ich bin so groß,
Ich bin so jung, ich bin so stark.
Du, die du alles, alles gibst,
Du segnest mich, wie du mich liebst.
Ich drücke dich an meine Brust.
Du bist mein Stolz und meine Lust,
Du bist mein Hort, du bist mein Gut,
Du bist mein Herz, du bist mein Blut,
Du bist mein Stern und meine Krön’,
Bist meine Tugend und mein Lohn.
O du mein frommes, gutes Kind,
Mein guter Engel, hold und lind,
Mir ward durch dich das Heil verliehn!
Oh, lasse mich zu deinen Füßen
In meiner Demut niederknien
Und beten und in Tränen fließen:
Du hast, o Herr, in ihrem Blick
Eröffnet mir den Himmel dein!
Gib Heil für Heil, gib Glück für Glück,
Und laß auch mich dein Werkzeug sein!
Aus: „Es schlug mein Herz“. Deutsche Liebeslyrik. Hg. Hans Wagener. Stuttgart: Reclam, 2006, S. 177f
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Adelbert von Chamisso
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare