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Veröffentlicht am 14. Juni 2020 von lyrikzeitung
René Char
(* 14. Juni 1907 in L’Isle-sur-la-Sorgue, Département Vaucluse; † 19. Februar 1988 in Paris)
EINGESUNKENES ERDREICH
Zum Vaterland hat die Beere
Die Finger der Winzerin.
Sie aber, wen hat sie,
Am Ende des schmalen Pfades den grausamen Weinberg entlang?
Den Rosenkranz der Traube;
Am Abend die göttliche Frucht, die im Untergehn
Den letzten Lichtfunken blutet.
Übertragen von Johannes Hübner und Lothar Klünner
Aus: Poesiealbum 74: René Char. Berlin: Neues Leben, 1973, S. 28
FONTIS
Le raisin a pour patrie
Les doigts de la vendangeuse.
Mais elle, qui a-t-elle,
Passé l’étroit sentier de la vigne cruelle?
Le rosaire de la grappe;
Au soir le très haut fruit couchant qui saigne
La dernière étincelle.
Ich zitiere nach der Ausgabe, in der ich als Student zum ersten Mal Texte von René Char las – das Poesiealbum, damals noch von Bernd Jentzsch herausgegeben, war nicht nur ein Ort zum Debütieren für junge Dichter, das auch, aber eben auch die erste Adresse für moderne Weltliteratur für DDR-Leser mit zahlreichen DDR-Erstveröffentlichungen, zum unschlagbaren Preis („EVP“) von 90 Ostpfennig am Zeitungskiosk erhältlich (wenn man Glück hatte, die hohe Auflage war oft schnell ausverkauft). – Mit Originaltext in René Char, Draußen die Nacht wird regiert. Poesien. Französisch und Deutsch. Mit einem Nachwort von Albert Camus. Frankfurt/Main: S. Fischer, 1986, S. 192.
Kategorie: Frankreich, FranzösischSchlagworte: Bernd Jentzsch, Johannes Hübner, Lothar Klünner, René Char
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