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Veröffentlicht am 26. März 2020 von lyrikzeitung
Ferdinand Hardekopf
(* 15. Dezember 1876 in Varel; † 26. März 1954 in Zürich)
Wir Gespenster
(Leichtes Extravagantenlied)
Wir haben all unsere Lüste vergessen,
In Cinémas suchen wir Grauen zu fressen;
Erleuchtete Tore locken uns sehr,
Doch die Angst ist gering — wir brauchen viel mehr.
Als Knaben sind wir ins Theater gegangen,
Nach gelben Actricen ging unser Verlangen;
Nur Herr Kerr geht noch hin, gegen Wunder geimpft,
Der Bürger, der Nietzsche und Strindberg beschimpft.
Für Haeckel-Vergnügungen dankten wir bestens,
Da flohen wir zitternd ins Café des Westens
Zu heiligen Frauen. Es gibt auch Hyänen,
Die scharren nach goldenen Löwenmähnen.
Aus der Welt Dostojewskis sind wir hinterblieben:
Gespenster, die Lautrec und Verzweiflung lieben.
Wir haben nichts mehr, was einst wir besessen,
In Cinémas suchen wir Grauen zu fressen.
Aus: Ferdinand Hardekopf, Lesestücke (Aktions-Bücher der Aeternisten). Berlin-Wilmersdorf: Verlag der Wochenschrift DIE AKTION (Franz Pfemfert), 1916, S. 6
Kategorie: Deutsch, Deutschland, SchweizSchlagworte: Ferdinand Hardekopf
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