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Ein rätselhaftes mittelenglisches Gedicht. Es steht in einem Manuskript des späten 13. Jahrhunderts, das ansonsten juristischen Kram enthält.
Foweles in the frith, The fisses in the flod, And I mon waxe wod. Mulch sorw I walke with For beste of bon and blod.
Text aus: Luria/ Hoffman: Middle English Lyrics. A Norton Critical Edition. New York, London: Norton, 1974, S. 7
Eine Übersetzung in modernes Englisch aus dem Netz:
Birds in the wood,
The fish in the river,
And I must go mad.
Such sorrow I walk with
For best of bone and blood.
Ich übersetze mit Silbenzählung* und Anklängen statt Reimen eine der möglichen Schichten:
Die Vögel in dem Forst,
Die Fische in dem Fluss,
Und ich werd noch verrückt.
So wandl ich Sorgen voll
um Tiere aus Fleisch und Blut.
Ist das ein früher Tierschützer? Ein romantisch Trauernder (weil die Tiere ihren Platz haben, er aber nicht)? Ein frommer Bibelleser? „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.“ (Matthäus 8, 20) Und ich werd noch verrückt.
(Ich bin natürlich nicht ich.Man sieht es daran, dass ich die Tierschützerversion übersetzt habe.)
*Das Original sind reine Sechssilbler, Foweles sind 3 Silben, in der letzten Zeile wird e vor folgendem Vokal elidiert: best‘ of. So in meiner Übersetzung: Tier‘ aus.
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Das ist ja mal eine interessante Ausgrabung!
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