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Veröffentlicht am 19. September 2019 von lyrikzeitung
Oskar Kanehl
(* 5. Oktober 1888 in Berlin; † 28. Mai 1929 ebenda)
Krieg
Was jubelt ihr und schwenkt die bunten Tücher?
Und brüllt den Krieg?
Werdet vor heiligem Gottgeist schamrot!
Hunger und Seuche und Tod
feiern den Sieg.
Was schießt ihr plötzlich auf euren Menschenbruder,
den ihr geliebt?
Fallt sengend über sein Gut und Habe her?
Staaten- und Völkerrecht. Wißt ihr nicht mehr,
daß es Menschenrecht gibt?
Leichenfeld. Kunst und Wissenschaft sind ein Gelächter.
Krähenmusik
Gott ist verjagt. Stumm ist sein Buch der Bücher.
Was jubelt ihr und schwenkt die bunten Tücher?
Und brüllt den Krieg?
Aus: Oskar Kanehl, Die Schande. Gedichte eines dienstpflichtigen Soldaten aus der Mordsaison 1914-1918. Die Aktions-Lyrik [Bd. 7] . Hg. von Franz Pfemfert. Berlin-Wilmersdorf: Verlag Die Aktion, 1922
Soeben erschienen: Oskar Kanehl. Versensporn 37. Jena: Edition Poesie schmeckt gut, 2019. 4€
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Oskar Kanehl
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