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Veröffentlicht am 1. Juni 2019 von lyrikzeitung
Ferdinand Raimund
(* 1. Juni 1790 in Wien-Mariahilf; † 5. September 1836 in Pottenstein)
Fragment
Die Poesie ist jener goldgewebte Traum,
Der nur vor das geweihte Aug‘ des doppelt Wachen tritt.
Sie ist der Seele edelste und reinste Schwärmerei,
Weil sie den Schwärmer nicht allein,
Weil sie durch ihn die Welt erfreuen kann,
Weil sie ein Traum ist, der sich schriftverkörpern läßt.
Noch keiner war, der sich aufs Moos hinstrecken durft‘,
Den Schlaf beschwörend durch der Flüche Donner,
Und zu dem Traume kühn gebietrisch rufen:
»Ich will, daß du mir deine Bilder zeigst.«
So auch die Poesie, der götterhohe Traum,
Den keine Formel bannt in unsrer Wünsche Kreis.
Vergebens spricht des Sängers Mund, ich will
Ersinnen jetzt ein Lied voll edler Glut.
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Ferdinand Raimund
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