Veröffentlicht am 31. Januar 2019 von lyrikzeitung
Marie Luise Kaschnitz
(* 31. Januar 1901 Karlsruhe, † 10. Oktober 1974 Rom)
Ich vergesse so viel
Ich vergesse so viel
Das meiste
Nur einiges nicht
Nicht die englische Tänzerin
Mit den roten Schuhen
Nicht den brennenden Bergahorn
Vor der Eigernordwand
Auch nicht die Toten
Mit Kalk übergossen
Wie sie glänzten im Mondlicht
Zeit schöner Engel
Mit dem Kranz im Haar
Und der Pistole im Gürtel
Im Briefkasten liegt ein Zettel
Verlaß das Haus
Und ein anderer
Jesus war bei dir
Jesus wer soll das sein?
Ein Galiläer
Ein armer Mann
Aufsässig
Eine Großmacht
Und eine Ohnmacht
Immer
Heute noch.
Aus: Marie Luise Kaschnitz: Notizen der Hoffnung. Ausgewählte Gedichte. Auswahl Heinz Czechowski. Berlin u. Weimar: Aufbau, 1984, S. 158f
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Marie Luise Kaschnitz
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Ein starkes Gedicht. Ich mag sowieso ihre Gedichte!
LG, Rachel
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