Jukebox für Gedichte

Über den Prager Platz Naměstí Míru schallt die Stimme von Egon Bondy. Sie kommt aus dem ersten „Poesiomaten der Welt“. Seit dieser Woche befindet er sich direkt vor der Kirche der Heiligen Ludmilla. Bondy spricht aus einem unauffälligen grauen Rohr – es sieht aus wie das Periskop eines U-Boots. 20 Gedichte stehen zur Auswahl. Darunter tschechische Klassiker wie Jaroslav Seifert und Vladimír Holan, Underground-Ikonen wie Bondy oder Ivan Martin Jirous und auch Nachwuchspoeten wie Marek Šindelka. Alle lesen ihre Gedichte selbst. Entweder sind es Originalaufnahmen des Tschechischen Rundfunks, oder eigens eingesprochene Texte der zeitgenössischen Künstler. Wie kam es nach Klavieren, Schach nun zur Dichtkunst im öffentlichen Raum? Ondřej Kobza:

„Ich habe mir die etwas seltsame Frage gestellt, was man denn nach den Klavieren noch so alles aufstellen könnte. Ist das nicht eine seltsame Frage: was könnte man nur aufstellen? Und da ist uns dann eben diese Jukebox für Poesie eingefallen. Ich lese sehr gerne Gedichte laut unter freiem Himmel. Man nimmt das ganz anders auf, wenn ein Vogel vorbeifliegt, wenn es leicht nieselt und die Kirchenglocken läuten. Die Worte dringen auf einmal auf eine ganz andere Weise auf den Menschen ein.“

Im Laufe des Jahres sollen nun weitere Poesiomaten in ganz Tschechien dazukommen. Das sprechende Periskop wird auch ins Ausland exportiert. Für Kiew läuft die Deadline, dort hat das tschechische Zentrum einen Gedicht-Automaten bestellt. Mit New York gab es schon Verhandlungen. / Radio Prag

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