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… fünf Autoren der Moderne (…) Edith Södergran ist natürlich dabei – ein zartes Mädchen, besessen von einem Genius, der sich mit dem von Rilke messen könnte. Sie wurde mit Anna Achmatova und Emily Brontë verglichen. Ihr Motto: «Ich mache keine Gedichte, sondern ich erschaffe mich selbst.»
Kaum zu glauben, dass zur selben Zeit der jugendliche Lebemann Henry Parland seine der Neuen Sachlichkeit verpflichteten Ding-Gedichte schrieb, zuletzt als Arbeitsmigrant im litauischen Kaunas. Lokomotiven, Strumpfhosen, Kinos, Jazz, Reklame, das sind seine Zeit-Indikatoren, mit denen er aber genauso ironisch abrechnete wie mit der «sentimentalen Maske des Himmels». Sein Grundsatz: die Verramschung der Ideale. «Wir müssen die Preise weiter senken.»
Dass die Kritik ihm Nihilismus vorwarf, verwundert wenig. Gedichte mit Geld statt Worten zu schreiben, schien ihm ebenso lukrativ wie Europa zu kaufen: «Einmal Europa – dankend erhalten», so quittierte er seine Vorstellung von Kapitalismus. Mit 22 Jahren schon starb dieser scharfäugige und -züngige Modernist. / Astrid Kaminski, Tagesanzeiger
Finnlandschwedische Literatur der Avantgarde.
Hrsg. und aus dem Schwedischen von Klaus-Jürgen Liedtke.
Kleinheinrich, 2014. Fünf Bände in einer Kassette.
Je 180 S., ca. 125 Fr. (Die anderen Autoren sind Gunnar Björling, Elmer Diktonius und Rabbe Enckell)
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