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Veröffentlicht am 23. August 2014 von lyrikzeitung
Mit Williams teilte Stevens auch die Vorliebe für die Momentaufnahme als dichterisches Gestaltungselement: Williams überhöhte den Alltag zu imagistischen Gedichten, Stevens verwob Beschreibung mit Reflexion und schuf kontemplative, regelrecht welt-anschauliche Gedichte, die die Wirklichkeit wie eine Folge von Variationen zeigen. «Dreizehn Anschauungen einer Amsel» («Thirteen Ways of Looking at a Blackbird»), «Augustdinge» («Things of August») oder «Variationen auf einen Sommertag» («Variations on a Summer Day») sind typische Überschriften.
Stevens‘ Lyrik laviert zwischen impressionistischer und expressionistischer Abstraktion; sie schmiegt sich an eine Realität an, die sie nur als Reflex wiedergibt – wirklich ist darin nur «the The», der bestimmte Artikel als Exponent der Benennung. Tatsächlich ist die Sprache dieser Gedichte von einer hochstilisierten, dunklen Einfachheit: keine syntaktischen Experimente und keine Wortspiele, aber komplexe assoziative Verschränkungen. Virtuos zieht Stevens alle Register der englischsprachigen Lyrik und überführt sie in ein modernes Idiom. Und hinter der vordergründigen Sachlichkeit ist seine Lyrik immer auch Metalyrik. / Stefana Sabin, NZZ
Wallace Stevens: Teile einer Welt. Ausgewählte Gedichte. Aus dem amerikanischen Englisch von Rainer G. Schmidt. Jung-und-Jung-Verlag, Salzburg 2014. 632 S., Fr. 57.90.
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Rainer G. Schmidt, Stefana Sabin, Wallace Stevens, William Carlos Williams
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