77. Füllhorn

Mal zwei Hörspiele aus einer prallen Schatzkiste:

Herta Müller: Zeit ist ein spitzer Kreis – 12.01.2014

39 neue, unveröffentlichte Text-Bild-Collagen von Herta Müller bilden das Ausgangsmaterial des Hörstücks. „Ich muss auch da in Kürzestform immer etwas erzählen“, so die Autorin über ihre Collagen: „Der Rhythmus der Sätze muss da sein. Man muss es laut lesen können, ohne mit der Zunge zu stolpern. Und ich muss das Bild der Sätze im Kopf gesehen haben, um sie auf ihre Plausibilität zu prüfen. Das ist mit den Collagen genauso wie in der Prosa.“ Die bedrückende Atmosphäre, die Müllers Romane bestimmen, verdichtet sich in den Collagen auf surreale Weise. Das Hörstück zeichnet den Weg einer Bedrohung nach, der sich ein Ich ausgesetzt sieht. Jemand muss es verleumdet haben, das weiß schon der Wind, über den wiederholt gesagt wird, er sei so frisch wie Milch, so alt wie Lehm. Die Kräfte arbeiten im Verborgenen. Kaum aber wird es Tag, wird der, der aufrecht „Ich“ sagt, abgeholt. Eine Fahrt, wohin? Ein Verhör. Und vermeintliche Freiheit. Die Bedrohung ist nun überall. Die Akteure der Hörcollage sind zwei Stimmen und die Stille. Die Stimmen erzählen, und die Stille schweigt nicht: Auch das Nichtgesagte kann gehört werden. Es haust in den Stimmen und färbt die Wörter. / Mit Herta Müller, Michael Lentz / Realisation: Michael Lentz / BR 2014

Carlfriedrich Claus/Ernst Horn/Bernhard Jugel: Basale Sprech-Operationsräume (Remix) – 29.05.2009

Ein Remix ist die erneute Abmischung einer bereits veröffentlichten Aufnahme. Ursprünglich von DJs entwickelt, um die Tanzqualitäten von Hits herausarbeiten bzw. zu verstärken, ist der Remix inzwischen ein eigenes künstlerisches Ausdrucksmittel zur Dekonstruktion und Rekonstruktion bereits vorhandenen akustischen Materials. Bei ‚Basale Sprech-Operationsräume (Remix)‘ werden Arbeitsweisen der Popmusik auf ein experimentelles Hörspiel angewandt. Ausschnitte aus den Lautprozessen von Carlfriedrich Claus werden in Samples und Loops umgewandelt und so zum Ausgangspunkt musikalischer Prozesse, die aber immer vom Klangcharakter der Originalaufnahmen geprägt sind. Mund- und Klopfgeräusche werden rhythmisiert, transponiert, übereinandergeschichtet, verlängert, gestaucht. Aus einem realen Klangkontinuum wird ein virtuelles, aus Geräuschen entstehen Melodien, Lautpoesie mutiert zu Musik. So wird der Remix hier zum Mittel der Grenzüberschreitung zwischen akustischem Experiment und musikalischer Alltagserfahrung. / Komposition: Ernst Horn / Realisation: Bernhard Jugel/Ernst Horn / BR 1997

Und: viel von Arno Schmidt, James Joyce, Elfriede Jelinek, Ernst Jandl, Schuldt, Thomas Meinecke und vielen anderen

hier zum Download: (http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podcast-hoerspiel-pool.shtml#)

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