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Dozent: André Rudolph
Kompaktseminar: 19.-21.04.2013, Fr 15-20 Uhr, Sa 10-13 Uhr und 15-18 Uhr, So 10-13 Uhr
Ort: Wilhelmstraße 19-23, Raum -1.19 (Untergeschoss)
Beginn: 19.04.2013, c.t.
Gedichte machen – oder zunichte machen? (im Ausgang von Reinhard Priessnitz)
Wenn man nicht völlig selbstvergessen ist, bedeutet das Schreiben von Gedichten immer einen heiklen Grenzgang. Es gibt Traditionen, es gibt verschiedene Vorstellungen davon, wie ein Gedicht aussehen kann, es gibt beinahe zahllose Gelegenheiten, ein Gedicht (so wie es ist) gelungen zu finden. Mit der doppelten Geschichte des Gedichts und der eigenen Schreibgeschichte in das Schreiben eines neuen Textes hineinzugehen, und dabei nicht nur das Gewicht zu empfinden, sondern auch die Freiheit, ein weiteres Mal die Anstrengung unternehmen zu dürfen, ‚das Gedicht zu bestehen‘ (Gerhard Falkner) – ist nicht leicht. Manchmal hilft es, sich selbst und das Gedicht durchzustreichen, um dann doch (gerade) wieder ‚bei sich‘ und ‚im Gedicht‘ anzukommen.
Um Prozesse dieser Art, das Beobachten von mehr oder weniger bewusst erzeugten Brüchen, die den Text womöglich vorantreiben und nähren, soll es im Kompakt-Seminar gehen. In den „vierundvierzig Gedichten“ des österreichischen ‚Avantgarde‘-Lyrikers Reinhard Priessnitz (dem einzigen ‚zu seinen Lebzeiten‘ erschienenen Band) wird der Bruch – mit dem Gedicht, im Gedicht, als Gedicht – auf immer wieder neuen Wegen horizontöffnend vollzogen. Was dabei im lesenden Vollzug gewonnen werden kann, ist immerhin eine (relative) Klarheit über das eigene Tun. – Was mache ich, wenn ich ein Gedicht schreibe?
Textgrundlage: Reinhard Priessnitz, vierundvierzig gedichte. Literaturverlag Droschl (Priessnitz-Werkausgabe, Bd. 1), 9,50 Euro. (Falls über die üblichen Quellen nicht erreichbar, bitte beim Verlag bestellen.)
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