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Veröffentlicht am 4. Oktober 2003 von rekalisch
Weiterhin beliebt und entsprechend gefragt ist die konventionelle, penibel gereimte, auf Alltagsthemen und Allerweltsgefühle eingestellte Gebrauchslyrik, die massenhaft in Zeitungen, Magazinen oder Almanachen abgelagert wird. Künstlerisch ernst zu nehmende, allenfalls experimentell agierende oder hermetisch beiseite sprechende Dichter – die Moskauer Gruppe der «Metaphysiker» um Gennadi Ajgi und Iwan Shdanow, die «Formalisten» um Sergei Birjukow und Sergei Sigei, die religiös imprägnierten «Gedankenlyriker» um Olga Sedakowa oder Jelena Schwarz – publizieren vorwiegend in Klein- und Selbstverlagen; nicht wenige von ihnen greifen auf die subversive Tradition des «Samisdat» zurück, stellen ihre Bücher in minimalen Auflagen – bald mit einfachsten Mitteln, bald mit höchstem bibliophilem Anspruch – eigenhändig her, um sie ausserhalb des Markts an Interessenten und Sympathisanten weiterzugeben. Ein aktuelles Beispiel für derartige verlegerische Selbsthilfe gibt Sergei Sigei, der sich von der russischen Literaturszene abgesetzt hat und nun in Madrid «nomadische» (russischsprachige) Buchwerke herstellt, die er unter dem Label seiner «Ediciones del Hebreo Errante» in privatem internationalem Kundenkreis persönlich anbietet und vertreibt. / Felix Philipp Ingold, NZZ 4.10.03
Kategorie: Rußland, RussischSchlagworte: Felix Philipp Ingold, Gennadij Ajgi, Iwan Schdanow, Jelena Schwarz, Olga Sedakova, Sergei Birjukow, Sergei Sigei
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