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Veröffentlicht am 1. März 2011 von lyrikzeitung
Die Übersetzer sind also gefordert, wohl auch überfordert – die berühmte «Unübersetzbarkeit», der unweigerliche Verlust von Bedeutungsschichten.
Als Beispiel hier nur der Titel des letzten Buchs. «Mundar» ist im Spanischen ein Neologismus, Gelman hat aus el mundo ein Verb gemacht. Solches tut er hier nicht zum ersten Mal, schon in Texten aus der frühen Zeit des Exils, um 1977/78, finden sich Prägungen wie piesar, was die Burghardts treffend mit «füsseln» wiedergeben. In «Welteln» haben sie die Verwendung dieser ans Diminutive anklingenden Endung aber zum Übersetzungsprinzip für solche Fälle gemacht. Tobias Burghardt rechtfertigt diese Entscheidung nicht zuletzt mit der Prise Humor, die er bei Gelman zu finden glaubt, und konsequenterweise lässt er Gelman hin und wieder ein wenig «jandln». Wie dem auch sei, «Welteln» scheint mir, zumal als Titel, ein Fehlgriff zu sein. Angeboten hätte sich «welten», klein geschrieben, auch auf der Titelseite, so hätte man die grammatische Ambivalenz besser (und feinsinniger) bewahren können. / Leopold Federmair, NZZ 22.2.
Juan Gelman: Welteln/Mundar. Aus dem argentinischen Spanisch von Juana und Tobias Burghardt. Edition Delta, Stuttgart 2010. 259 S., Fr. 30.–.
Kategorie: Argentinien, SpanischSchlagworte: Juan Gelman, Juana Burghardt, Leopold Federmair, Tobias Burghardt
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Die Assoziation „mudar“ liegt nicht gar so nahe, und der Inhalt des Buchs legt sie nicht näher. Vor allem aber: im Verb „welteln“ soll „wechseln“ mitklingen?
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allerdings klingt in „mundar“ nicht nur „mundo“, sondern auch das verb „mudar“ mit (‚wechseln, umwandeln‘), was die wahl des /eln/-morphems durchaus rechtfertigt
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