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Veröffentlicht am 3. Januar 2014 von lyrikzeitung
Arthur Rimbaud
Der Schläfer im Tal
Ein Fleck von Grün, drin eines Bächleins Singen,
das Silberflitter an die Gräser hängt,
die in dem stolzen Sonnenglanz entspringen —
ein kleines Tal von Helle ganz durchtränkt.
Mit unbedecktem Haupt und offnem Munde
schläft ein Soldat, im frischen roten Kraut
den Nacken badend, blaß auf grünem Grunde
im Bett von Gras, darauf die Wolke schaut.
Mit Blättern deckt ihn leise zu der Wind
er schläft und lächelt wie ein krankes Kind —
o wieg ihn warm Natur, ihn friert so heute . . .
Die Nüster bebt vom starken Waldduft nicht
er liegt ganz still im weißen Sonnenlicht —
er hat zwei rote Löcher in der Seite.
Nachdichtung von Heinrich Horvát für Vilma Balogh
in: Der Sturm 172/173, August 1913, S. 74
(Aus Anlaß der Onlinepublikation aller Ausgaben des „Sturm“ 1910-1932 im Blue Mountain Project der Princeton University)* hier
* Mit Dank an Daniela Seel fürs Aufstöbern
Kategorie: Frankreich, FranzösischSchlagworte: Arthur Rimbaud, Der Sturm, Heinrich Horvát, L&Poe-Anthologie, Mea: Dingfest
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