Lesen mit Google Lens

Der österreichische Lyriker und Übersetzer Martin Winter schreibt Gedichte auf Deutsch, Englisch und Chinesisch. In seinem Gedichtband „Der Mond muss perfekt sein“ gehen die Sprachen durcheinander. Manche Gedichte gibt es in einer, manche in zwei oder drei Sprachen. Wenn nur in einer, ist es nicht immer Deutsch. Heute ein Gedicht, das es nur auf Chinesisch gibt. Mehr noch, der Autor schreibt:

Dieses Gedicht gibt es nur auf Chinesisch. Ich hab oft versucht, es zu übersetzen, aber es geht nicht. Man kann es erklären, aber wenn man nicht Chinesisch kann, wirkt es nicht, oder kaum.

Zeitungsverkäufer treten auf, es geht um Morgen- und Abendzeitungen, um spätes Karma bzw. sehr, sehr späte Berichte, die irgendwann kommen werden.

Der Mond muss perfekt sein, S. 67

Das weckt natürlich die Neugier. Handy gezückt und mit Google Lens fotografiert ergibt etwa dies:

Es wird Nachrichten geben. Die Zeit ist noch nicht gekommen. 
#MartinWinter
Screenshot

Da die KI nicht ein für allemal fertige Übersetzungen liefert, kann man abweichende Fassungen erhaschen – es lohnt sich, es mehrmals zu versuchen und auch mal schnell Zwischenergebnisse aufzuschnappen. Hier zwei dieser Fassungen.

Es ist nicht so, dass ich nichts verstehe. Es ist nicht so, dass mir die verschiedenen Versionen nicht bekannt vorkommen – aus meinem Leben als Leser und, ja, aus meinem DDR-Leben auch.

Folgt noch der Originaltext.

晚报

挽报!
挽报!
早有早报
晚有晚报
不是不报
时间未到

Unterzeichnet: W. Martin 1999 Chongqing

Aus: Martin Winter: Der Mond muss perfekt sein. She has to be perfect. [Wagen Sie es nicht, unvollkommen zu sein] (Googleübersetzung des chinesischen Titels). Mit 27 Übersetzungen von Yi Sha. Wien: fabrik.transit, 2016, S. 67

Cover gesehen von Google Lens

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