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Veröffentlicht am 17. April 2024 von lyrikzeitung
Danae Sioziou
(Geboren 1987, lebt in Athen)
EINBRUCH
während ich meine Haustür aufschließe
denke ich, dass Dichtung ein Privileg ist
wie die viel zu teuren Spielsachen der Kindheit
oder deinen Lieblingssong zu hören, zum hundertsten Mal
unter optimalen akustischen Bedingungen
wie ein Kuss von der Liebe deines Lebens
wie Millionen glitzernder Ponys
wie Leben auf anderen Planeten
wie Scharen von Blitzen in der Ferne
wie der Honig, der sich gänzlich im Tee auflöst
und ich schreibe gerne Gedichte
wie ich gerne im Gras liege
Pudding mit Aprikosen esse, Hunde streichle
und auch wenn die Menschen nicht gerne Gedichte hören
ich mag diesen Klang
die Art, Wörter aneinander zu reihen
die Art, eine Tür aufzuschließen mit Schlüsseln
für ein einbruchsicheres Haus
ich schreibe gerne Gedichte
wie Katzen sich gerne in der Sonne lecken
und ich will gut werden in dieser Arbeit
will gut werden in dieser Arbeit
Aus: Danae Sioziou: Mögliche Landschaften. Gedichte. Aus dem Griechischen von Elena Pallantza und Peter Holland. Köln: parasitenpresse, 2024 (die nummernlosen Bücher), S. 55
Kategorie: Griechenland, GriechischSchlagworte: Danae Sioziou, Elena Pallantza, Peter Holland
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