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Veröffentlicht am 12. März 2023 von lyrikzeitung
Jürgen Rennert
(* 12. März 1943 in Berlin-Neukölln)
DAS ENDE DER GITARREN In memoriam Paul Wiens Für Hilde und Wytse Noordhof Die Aufrichtigkeit kennt ein Gebot: den Hunger. Der Hunger ist aufrichtig. Seine Ödeme, von allesverletzender Deutlichkeit, ersetzen die Metaphern in den Gedichten des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Sie werden — dafür vermenschliche ich mich! — reimlos sein. Und unausschreibbar. Die Entlastungsschrift für meine Existenz wird unauffindbar bleiben. Ich bin so hartbesaitet. Die Wirbel am Hals meiner Kultur, noch am Boden verhelfe ich ihr zu Resonanz, sind die Drehpunkte meiner logischen Exzesse. Ich kann nicht so tun, als könnte ich für nichts. Ich kann für alles, wovon ich weiß. Manchmal, nach der Liebe und nach dem Essen, nach dem reichlichen Trinken, kotze ich mich an. Es wäre gelogen, wenn ich sagte, daß ich das wollte.
Aus: Jürgen Rennert: Hoher Mond. Gedichte. Berlin: Union, 1983, S. 85
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jürgen Rennert
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