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Veröffentlicht am 6. Februar 2023 von lyrikzeitung
Das heutige Gedicht könnte auch zum Ausbremsen eifrigen Interpretierens dienen. Wenn sie nur nicht immer solche Eile hätten.
Geschrieben hat es Heinz Kahlau, der auflagenstärkste Dichter Deutschlands.
(* 6. Februar 1931 in Drewitz, Kreis Teltow; † 6. April 2012 in Greifswald)
Das Lied von der Eile Ein Fleisch wächst auf den Weiden. Die Schlächter stehen bereit, das Fleisch mit Macht zu zerschneiden – es hat zum Wachsen nicht Zeit. Wenn sie nur nicht solche Eile hätten, wäre es besser für sie. Was sie ohne diese Eile hätten, kriegen sie nie. Ein Weib geht durch den Hafen. Die Männer stehen bereit, das Weib mit Macht zu beschlafen, es hat zum Lieben nicht Zeit. Wenn sie nur nicht solche Eile hätten, wäre es besser für sie. Was sie ohne diese Eile hätten, kriegen sie nie. Ein Weiser wurde gefunden. Die Leute stehen bereit, mit Macht ihm Ruhm zu bekunden, er hat zur Weisheit nicht Zeit. Wenn sie nur nicht solche Eile hätten, wäre es besser für sie. Was sie ohne diese Eile hätten, kriegen sie nie. Kriegen sie nie. —
Zuerst in: Heinz Kahlau: Probe. Gedichte (Reihe Antwortet uns! 6). Berlin: Volk und Welt, 1956. Neu in Heinz Kahlau: Sämtliche Gedichte und andere Werke (1950-2005). Hrsg. Lutz Görner. Berlin: Aufbau, 2005, S. 81f
Kategorie: Deutsch, Deutschland
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