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Eigentlich war ich auf der Suche nach dem Bauern-Astronomen Christoph Arnold (1650-1695). Der hatte sich autodidaktisch gebildet und auf seinem Bauernhof, den er bis zuletzt bewirtschaftete, ein kleines Observatorium gebaut, mit dem er am 15. August 1682 noch vor den Profis den Kometen entdeckte, den man später den Halleyschen nannte und der noch später sozusagen den Expressionismus einleitete.
In der Anthologie „Poetischer Hausschatz des deutschen Volkes. Vollständigste Sammlung deutscher Gedichte nach den Gattungen geordnet, begleitet von einer Einleitung, die Gesetze der Dichtkunst im Allgemeinen, so wie der einzelnen Abtheilungen insbesondere enthaltend…“ Hrsg. Oskar Ludwig Bernhard Wolff – 1. Aufl. 1836. 5. Aufl. Leipzig: Otto Wigand, 1843, fand ich seinen Namen:
Arnold, Christoph, geb. 1646, ein Bauer in Sommerfeld bei Leipzig, berühmt als Astronom, gest. 1695
A.a.O. S. 1146
Leider hat die über 1100 Seiten starke Anthologie kein Register, fast unmöglich, die über die vielen Kapitel des Buches verstreuten Gedichte zu finden. Das Unmögliche gelang mir doch, schon auf Seite 65 fand ich zwei Gedichte von Christoph Arnold. Leider aber sind sie nicht von ihm, sondern offensichtlich von einem Namensvetter und Dichter, der zwischen 1627 und 1685 lebte, der Herausgeber muss das verwechselt haben. Ich schließe das daraus, dass sich eins der Gedichte explizit auf den Friedensschluss bezieht, und da war unser Bauer noch gar nicht geboren oder nach anderen Angaben gerade mal 2 Jahre alt. Schade, ein Gedicht von diesem merk-würdigen Mann hätte ich gerne gefunden.
So aber ist das heutige Gedicht von einem anderen Christoph Arnold. Geboren am 12. April 1627 in Hersbruck, gestorben am 30. Juni 1685 in Nürnberg, evangelischer Theologe, Kirchenlieddichter und zugleich Dichter im Pegnesischen Blumenorden, ein veritabler Wortspieler. In diesen soeben gegründeten Orden wurde er nämlich 1645 mit gerade einmal 17 Jahren von Georg Philipp Harsdörffer als sechstes Mitglied aufgenommen, eine Art poetischer Ritterschlag. So scheint es zu passen, dass er 3 Jahre später dieses dichterkraftstrotzende Lied auf den gerade geschlossenen Frieden schrieb.
Deutsches Friedenslied Freuet euch, maiet euch! Dichtet nun Lieder! Ihr Deutschen, ihr Brüder! Der Friede kommt wieder! Freuet euch, maiet euch! Dichtet nun Lieder! Euch soll der Sprachbaum jetzt Fülle bescheiden. Ja, Früchte zum Neiden In Frieden und Freuden Soll euch nun der Sprachbaum in Fülle bescheiden! Sehet, so nützt euch ein Dichter, ein Weiser. Wie blühen die Reiser Der geistigen Kaiser! Sehet, so nützt euch ein Dichter, ein Weiser. Laßt uns das Loben mit Lob auch beschließen, Laßt Honigthau fließen Zum Saiten-Versüßen! Laßt uns das Loben mit Lob auch beschließen!
A.a.O. S. 65
Dieses herrliche „sich maien“ sollte man in den modernen deutschen Wortschatz wieder integrieren!
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