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Florian Voß
Denkmal für den unbekannten Soldaten Foxhole, Fuchsloch, Voßkuhle so nennen sie es, wenn Soldaten im Boden liegen, eng und ungeschützt in Richtung Himmel, am Rand der Sphären Das Auge der Drohne scannt die Glieder die Köpfe, die Position der Waffen die ebenso in Schlaf gefallen sind Dann wird der Lichtschalter gedrückt Geschlossen die Augen, geschlossen der Kontakt des Drohnenmechanismus Die Granate klinkt sich aus und fällt fällt lange, derweil die Söldner dösen Dann die lautlose Detonation im Loch Schrapnelle zwitschern in das Fleisch ein Bein fliegt aus dem Bild Blut wirkt schwarz im Drohnenauge Der rechte Söldner zuckt kaum noch der linke ohne Bein schreckt hoch und fingert nach der Aderpresse und schlingt sie um den Stumpf Verblüffend schnell geht das vonstatten doch Kraft hat er nicht mehr genug die Torniquette festzuzurren Das Blut sammelt sich klamm unter ihm Noch immer Stille, kein Schrei, kein Ton die Drohne hat kein Mikrofon sie zoomt nur ran, dicht auf den Tod Der Rechte legt den Arm um ihn Der Linke drückt den Arm beiseite und versucht aus seinem Loch zu kriechen doch seine Glieder zucken schon zu stark, um in das Leben zu entfliehen Er sinkt zurück, sein heiles Bein, sein Arm schlingern konvulsivisch, gleich ist das Leid vorbei, der andere Landsknecht ist in seinen Tod gesunken, in den Sand Trost, er ist so kurz, die letzte Geste Im Himmel singt die Drohne geistliche Musik aus lang vergangener Zeit Sie wird der Menschheit bald enteilen
Florian Voß lebt in Berlin. Zuletzt erschienen:
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