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Die Romantiker waren nicht romantisch. Novalis studierte an der Bergakademie in Freiberg, er wurde Salinenassessor in Weißenfels und war an der Erschließung der Braunkohle in der Gegend von Profen und an der geognostischen Vermessung der Gegend zwischen Zeitz, Köstritz, Gera, Ronneburg und Meuselwitz beteiligt. Zur Feier seines 250. Geburtstages heute das Bergwerkslied aus dem Roman „Heinrich von Ofterdingen“.
Novalis
(* 2. Mai 1772 auf Schloss Oberwiederstedt; † 25. März 1801 in Weißenfels)
Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt, Und jeglicher Beschwerde In ihrem Schooß vergißt. Wer ihrer Felsenglieder Geheimen Bau versteht, Und unverdrossen nieder Zu ihrer Werkstatt geht. Er ist mit ihr verbündet, Und inniglich vertraut, Und wird von ihr entzündet, Als wär' sie seine Braut. Er sieht ihr alle Tage Mit neuer Liebe zu, Und scheut nicht Fleiß und Plage, Sie läßt ihm keine Ruh. Die mächtigen Geschichten Der längst verfloßnen Zeit, Ist sie ihm zu berichten Mit Freundlichkeit bereit. Der Vorwelt heilge Lüfte Umwehn sein Angesicht, Und in die Nacht der Klüfte Strahlt ihm ein ewges Licht. Er trifft auf allen Wegen Ein wohlbekanntes Land, Und gern kommt sie entgegen Den Werken seiner Hand. Ihm folgen die Gewässer Hülfreich den Berg hinauf; Und alle Felsenschlösser, Tun ihre Schätz' ihm auf. Er fährt des Goldes Ströme In seines Königs Haus, Und schmückt die Diademe Mit edlen Steinen aus. Zwar reicht er treu dem König Den glückbegabten Arm, Doch fragt er nach ihm wenig Und bleibt mit Freuden arm. Sie mögen sich erwürgen Am Fuß um Gut und Geld, Er bleibt auf den Gebirgen Der frohe Herr der Welt.
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