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Peire Cardinal, Troubadour, geb. um 1150 in Le Puy, gest., fast hundertjährig, vor 1250, besaß in seiner Vaterstadt eine Pfründe und zog viel umher. Er war der Meister des moralischen Sirventes. Seine Gedichte (zusammen gegen 70) sind meist gegen den Klerus und den hohen Adel gerichtet, deren Schäden er schonungslos aufdeckte. Vgl. Diez, Leben und Werke der Troubadours (2. Aufl., Leipz. 1882).
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908
UNMUT Ich seh die Welt so voll und schwer Von Gier und Geiz, so falschgesinnt. Daß selbst der Vater seinem Kind Nicht traut und dieses ihm nicht mehr. Und darob sorg' ich mich so sehr Und weiß kein Wort, das klänge hold. Es sei denn, daß ich lügen wollt’. Oh, daß die Welt doch anders wär!
Deutsch von Karl Vossler, aus: Jaspert, Reinhard (Hrsg): Lyrik der Welt. Lyrik und Weisheit des Auslandes. Berlin: Safari-Verlag 1953
Ich danke Anne Bennet, die den Originaltext gefunden hat. Ich hatte auch gesucht, aber nur bei den kurzen Coplas. Der Übersetzer hat leider nicht angemerkt, dass er nur die erste Strophe einer Sirvente übersetzt hat. Dadurch verfälscht er das Gedicht zu einer allgemeinen Aussage über den Zustand der Welt – während es in allen anderen Strophen gegen die Kirche wettert.
Tan vei lo segle cobeitos Plen de maleza e d’engan, Que ges lo paire en l’enfan No-s pot fizar-denguns d’abdós. Per qu’ieu n’estauc tan consirós Qu’a penas en puesc nuil ben dir, Si doncx non volía mentir: Per qu’ieu volgra c’autre monz fós. https://www.cardenal.eu/T33.htm
Tan vei lo segle cobeitos
Plen de maleza e d’engan,
Que ges lo paire en l’enfan
No-s pot fizar-denguns d’abdós.
Per qu’ieu n’estauc tan consirós
Qu’a penas en puesc nuil ben dir,
Si doncx non volía mentir:
Per qu’ieu volgra c’autre monz fós.
Q: https://www.cardenal.eu/T33.htm
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