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Veröffentlicht am 13. November 2021 von lyrikzeitung
Heute vor 70 Jahren nahm sich die österreichische Schriftstellerin Hertha Kräftner mit nur 23 Jahren das Leben. 50 Jahre später wurde in ihrer Heimatstadt eine Gasse nach ihr benannt.
Hertha Kräftner
(* 26. April 1928 in Wien; † 13. November 1951 ebenda)
BETRUNKENE NACHT Der Gin schmeckt gleich um elf und drei, das Soda nur wird schaler. Wer will, der kann mich haben für einen alten Taler. Mein Bräutigam, mein Bräutigam war einer von den sieben Raben, der flog am Haus vorbei, da war es zwölf vorbei, mein Bräutigam, mein Bräutigam tat einen dunklen Schrei und wollte seinen süßen Schnabel an meinem Herzen laben, da spießte ihn ein fremder Mann auf eine Silbergabel. Nun kann mich jeder haben für einen alten Taler. Das Herz, mein Freund, ist aber nicht dabei bei diesem Preis, dem Herzen, Freund, wird kalt und heiß nur bei den Zärtlichkeiten eines Raben. Darum auch haben meine Freunde mich ertränkt... Versprecht, daß ihr das Glas Chartreuse verschenkt, in dem ich schwimme als ein gelbes Ei.
Aus: Hertha Kräftner, Das Werk. Gedichte Skizzen Tagebücher. Ausgewählt von Otto Breicha und Andreas Okopenko. (Burgenländische Bibliothek). Eisenstadt: Edition Roetzer, 1977, S. 51
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Hertha Kräftner
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