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Veröffentlicht am 26. September 2021 von lyrikzeitung
Tod einer Generation. Am 25. September 1914 „fiel“ Alfred Lichtenstein, am 26. September Ernst Wilhelm Lotz.
(* 6. Februar 1890 Culm an der Weichsel, Westpreußen; † 26. September 1914 bei Bouconville, Frankreich)
Die Nächte explodieren in den Städten, Wir sind zerfetzt vom wilden, heißen Licht, Und unsre Nerven flattern, irre Fäden, Im Pflasterwind, der aus den Rädern bricht. In Kaffeehäusern brannten jähe Stimmen Auf unsre Stirn und heizten jung das Blut. Wir flammten schon. Und suchten leise zu verglimmen, Weil wir noch furchtsam sind von eigner Glut. Wir schweben müßig durch die Tageszeiten, An hellen Ecken sprechen wir die Mädchen an. Wir fühlen noch zuviel die greisen Köstlichkeiten Der Liebe, die man leicht bezahlen kann. Wir haben uns dem Tode übergeben Und treiben, arglos spielend vor dem Wind. Wir sind sehr sicher, dorthin zu entschweben, Wo man uns braucht, wenn wir geworden sind.
Aus: Ernst Wilhelm Lotz, Wolkenüberflaggt. Sechsunddreißigster Band der Bücherei Der jüngste Tag. Leipzig: Kurt Wolff, 1917
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Ernst Wilhelm Lotz
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