Der Sohn

Georg Kulka

(* 5. Juni 1897 als Georg Christoph Kulka in Weidling/Niederösterreich; † 29. April 1929 in Wien)

DER SOHN

/ Stein, Spitze des Turms, der, wenn er fiel, nicht auf die Erde, sondern in den Himmel fällt–: / die Mutter, in einer Reihe der Steine dieser Stein, vergaß nicht, vor dem, was sie bleibend nicht wußte, die Lider zu heben, obschon sie weiser sich dem Lied entzog, ungesungen / und nie mehr vernehmbar wird! /, bedachte und dachte und wendete den Mund nicht ab von seiner Müdigkeit: in vielen Gräben versänke ihr gutes Grab, längst durchschaute Leid die Trauer; er würde zu wenig leise, als daß in ihre Scham er laut dringen dürfte – reumütig wie sie, die, Mensch an Mensch, armselig war im letzten Satz: er werde groß sein!

Aus: Georg Kulka, Werke. Hrsg. Gerhard Sauder (Frühe Texte der Moderne). München: edition text + kritik, 1987, S. 9. Erstdruck in: Die Dichtung. Folge 1. Buch 4. München 1919

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