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Veröffentlicht am 14. August 2019 von lyrikzeitung
Alfred Gong
(geboren 14. August 1920 in Czernowitz, Rumänien als Alfred Liquornik; gestorben 18. Oktober 1981 in New York City)
Ragnarök
Für Bodo Scheurig
Ach, wäre es Traum nur:
Das schlafende Blut an der Mauer
und dieses Fenster ohne Gesicht.
Am Fadenkreuz auf der Lauer
der Nickhaut frierendes Licht.
Ach, wäre es Wahn nur:
Ein Kindlein im Schlack auf den Knien.
Wo hat ihn wer das Beten gelehrt?
Hat nicht just sein Vater geschrien?,
von dem die Wehblume zehrt.
Ach, wäre es Lied nur:
Am Kar ein Mond ohne Gezeiten,
der trinkt aus einem Helm ohne Sinn.
Gegen den Flugsand heimatlos reiten
stumm drei Soldaten aus Zinn.
(1960)
Aus: Fäden ins Nichts gespannt. Deutschsprachige Dichtung aus der Bukowina. Hrsg. Klaus Werner. Frankfurt/Main u. Leipzig: Insel, 1991, S. 150f
Kategorie: Österreich, Deutsch, RumänienSchlagworte: Alfred Gong
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