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Veröffentlicht am 5. Juni 2019 von lyrikzeitung
Jakob Michael Reinhold Lenz
(* 12. Januar/ 23. Januar 1751 in Seßwegen, Gouvernement Livland, Russisches Kaiserreich; † 24. Mai/ 4. Juni 1792 in Moskau)
Wie mach ich es? wo heb ich Berge aus
Mich ihr zu nähern? wer kommt mir zu Hülfe?
O wär ich leicht wie Zefir, wie ein Sylphe,
Ach oder dürft ich in ihr Haus
Unmerkbar leise wie die Maus!
O wär ein Zaubrer da, mich zu zerschneiden, spalten
Mich tausendartig zu gestalten:
Gönnt er mir nur das Glück ihr Angesicht zu sehn,
In tausend Tode wollt ich gehn.
Die schwarzen Augen, deren süßes Feuer
Zu Boden wirft, was ihnen naht, der Schleier
Des unbezwungnen Geistes, der von jedermann
Anbetung sich erzwingt, auch wer ihn haßen kann.
Das holde Mündchen, das so fein empfindet,
So zärtlich liebet, das schalkhafte Kinn
Gebildt von einer Huldgöttin.
Aus: Jakob Michael Reinhold Lenz: Gedichte, Berlin 1891, S. 158-159.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20005249945
Kategorie: Deutsch, Lettland, RußlandSchlagworte: Jakob Michael Reinhold Lenz
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