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Veröffentlicht am 13. Januar 2019 von lyrikzeitung
Das vierte ist der seraphische Ton. Wenn es gleich los geht oder schnell anlangt bei Brunnenrauschen und Harfen und schöner Nacht und Stille und Ketten ohne Anbeginn, Kugelründung, Vollbringen, siegt sich zum Stern, Neugottesgründung und ähnlichen Allgefühlen, ist das meistens eine billige Spekulation auf die Sentimentalität und Weichlichkeit des Lesers. Dieser seraphische Ton ist keine Überwindung des Irdischen, sondern eine Flucht vor dem Irdischen. Der große Dichter aber ist ein großer Realist, sehr nahe allen Wirklichkeiten — er belädt sich mit Wirklichkeiten, er ist sehr irdisch, eine Zikade, nach der Sage aus der Erde geboren, das athenische Insekt. Er wird das Esoterische und Seraphische ungeheuer vorsichtig auf harte realistische Unterlagen verteilen.
Gottfried Benn, Probleme der Lyrik
Friedrich (Maler) Müller
(* 13. Januar 1749 in Kreuznach; † 23. April 1825 in Rom)
Der seraphische Dichter
Er: Für Engel, nicht für Menschen sang der Dichter sein Gedicht.
Sie: Was Menschen nicht erfreuet, das ergötzt auch Engel nicht.
Erstdruck: Frankfurter Konversationsblatt 29.1.1849
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Friedrich Müller, Gottfried Benn
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