Veröffentlicht am 26. April 2018 von lyrikzeitung
Hertha Kräftner
(* 26. April 1928 in Wien; † 13. November 1951 ebenda)
Abends
Er schlug nach ihr. Da wurde ihr Gesicht
sehr schmal und farblos wie erstarrter Brei.
Er hätte gern ihr Hirn gesehn. – Das Licht
blieb grell. Ein Hund lief draußen laut vorbei.
Sie dachte nicht an Schuld und Schmerz und nicht
an die Verzeihung. Sie dachte keine Klage.
Sie fühlte nur den Schlag vom nächsten Tage
voraus. Und sie begriff auch diesen nicht.
Aus: Herta Kräftner, Kühle Sterne. Gedichte, Prosa, Briefe. Klagenfurt: Wieser Verlag, 1997
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Hertha Kräftner, L&Poe-Anthologie
Neueste Kommentare