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Veröffentlicht am 24. Oktober 2017 von lyrikzeitung
Else Lasker-Schüler
Ich liege wo am Wegrand
(Treulosen Freunden)
Ich liege wo am Wegrand übermattet –
Und über mir die finstere kalte Nacht –
Und zähl schon zu den Toten längst bestattet.
Wo soll ich auch noch hin – von Grauen überschattet –
Die ich vom Monde euch mit Liedern still bedacht
Und weite Himmel blauvertausendfacht.
Die heilige Liebe, die ihr blind zertratet,
Ist Gottes Ebenbild….!
Fahrlässig umgebracht.
Darum auch lebten du und ich in einem Schacht!
Und – doch im Paradiese trunken blumumblattet.
Aus: Mein blaues Klavier
Frühere Fassung:
Ich liege wo am Wegrand übermattet
Ich liege wo am Wegrand übermattet –
Und über mir die finstere, kalte Nacht
Und zähl schon zu den Toten, längst bestattet.
Wo soll ich auch noch hin von Grauen überschattet,
Schutzengel haben nur auf Kinder acht –
Doch glaubt ich, daß ihr Menschen lieb mich hattet.
Die ich vom Monde euch mit Liedern still bedacht,
Und weite Himmel blauvertausendfacht;
Nur weil ihr Gott zur Ehre alles tatet.
Die heilige Liebe, die ihr blind zertratet,
Ist ja Sein Ebenbild! – Ihr habt es umgebracht,
Zu dem ihr herzhinpochend einst gewallfahrtet.
Darum auch lebten du und ich in einem Schacht
Und doch im Paradiese blumumblattet –
Bis wir erlagen hold versunken schwarzer Niedertracht.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Else Lasker-Schüler, L&Poe-Anthologie
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