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In DDR-Zeiten musste Andreas Reimann immer wieder die Willkür der Mächtigen erleben, die sehr genau lasen, was er schrieb. Jahrelang durfte von ihm nichts publiziert werden, nahmen ihm die grauen Männer genau das krumm, was richtig gute Lyrik ausmacht: das persönliche, unverwechselbare Sehen, die genaue, fein nuancierte Sprache und die Fähigkeit, im scheinbar Alltäglichen, in Liebe, Lebenslust und Welterleben seinen Widerspruch deutlich zu machen gegen Missstände, Übelstände, die verordneten Unmöglichkeiten.
Auf die Idee, so einen Mann, der für sein Lebendigsein tatsächlich leiden musste, überhaupt einmal als Ehrenbürger vorzuschlagen, kämen die heutigen Zelebritäten nicht mal im Traum. Warum auch. Haben sie seine Gedichte gelesen? Oder haben sie einen Schreck bekommen, als sie seinen Leipzig-Gedichtband „Bewohnbare Stadt“ von 2009 in die Hände bekamen? Erschrocken darüber, dass so ein Leipziger Urgestein mit sehr skeptischem Blick dem Treiben und Wandel zuschaut oder gar der manifesten Selbstbeweihräucherung auf hoher Marketing-Ebene. / Ralf Julke, Leipziger Internet-Zeitung
Am Donnerstag, 14. Januar, liest der Leipziger Autor Andreas Reimann um 19 Uhr in der Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz aus seinem Gedichtband „Grüner Winter“. Mit diesem bibliophilen Band präsentiert der Autor neue Verse, die er 2015 während seines dreimonatigen Aufenthalts im Buch-Haus in Dresden Loschwitz schrieb. Die anmutigen aber auch aufstörenden Gedichte haben Dresden zum Gegenstand, die Landschaft und Gebäude dieser Stadt. An seiner Seite wird der Leipziger Martin Hoepfner an der E-Gitarre die passende Begleitmelodie für diesen Abend spielen. Der Eintritt ist frei.
Andreas Reimann Grüner Winter, edition buchhaus loschwitz, Dresden 2015, 14,90 Euro.
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