78. Blitze

Der jungen Christine Koschel bescheinigte Nelly Sachs, sie habe „viele Blitze aus den Nächtigkeiten der Worte geschlagen“. Man darf dies eine wahrhaft prophetische Formulierung nennen. Sie lässt sich auf „Den Windschädel tragen“ beziehen, den 1961 erschienenen Debütband der damals Fünfundzwanzigjährigen, aber auch auf das neue Gedichtbuch „Bis das Gedächtnis grünet“. Christine Koschel ist ihren Themen treu geblieben und – alle zeitbedingten Wandlungen eingerechnet – auch ihrer Sprache.

Immer noch erscheinen ihr die Worte nächtig, dem Tagesgebrauch entzogen, und immer noch sieht sie es als die Aufgabe der Dichtung an, Blitze aus dieser sprachlichen Dunkelheit zu schlagen. Mit ihrem engagierten Hermetismus steht Christine Koschel in einer Tradition, die von Mallarmé bis zu Celan und Ingeborg Bachmann reicht. / Harald Hartung, FAZ 16.8.

Christine Koschel: „Bis das Gedächtnis grünet“. Gedichte. Mit einem Nachwort von Ruxandra Niculescu. Edition Rugerup, Berlin/ Hörby, Schweden 2013. 126 S., br., 17,90 €.

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