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Veröffentlicht am 1. März 2023 von lyrikzeitung
Moriz Seeler
(geboren 1. März 1896 in Greifenberg in Pommern; am 15. August 1942 in das Ghetto Riga deportiert und nach der Ankunft ermordet)
Grab eines Dichters Immer segeln Wolken, weiße Dschunken, Über diesem Grab und schimmern blank. Doch der Hügel ist schon eingesunken, Und das Kreuz steht schräg im Untergang. Niemand haust und wohnt in diesem Grabe, Und da west kein abgestorbner Rumpf. Der drin lag, flog fort und sitzt als Rabe Irgendwo auf einem Weidenstumpf. Stumm und schwarz und frierend blieb er hocken. Aber einmal wird er gräßlich schrein — Und dann stürzt der Bau der Welt erschrocken Wie ein Ankersteinbaukasten ein.
Aus: Versensporn 24. Moriz Seeler. Jena: Edition Poesie schmeckt gut, 2016, S. 34
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Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Moriz Seeler
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