Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 14. September 2022 von lyrikzeitung
Hugo Ball
(* 22. Februar 1886 in Pirmasens; † 14. September 1927 in Sant’Abbondio-Gentilino, Schweiz)
Der Schizophrene Ein Opfer der Zerstückung, ganz besessen Bin ich – wie nennt ihr’s doch? – ein Schizophrene. Ihr wollt, daß ich verschwinde von der Szene, Um euren eigenen Anblick zu vergessen. Ich aber werde eure Worte pressen In des Sonettes dunkle Kantilene. Es haben meine ätzenden Arsene Das Blut euch bis zum Herzen schon durchmessen. Des Tages Licht und der Gewohnheit Dauer Behüten euch mit einer sichern Mauer Vor meinem Aberwitz und grellem Wahne. Doch plötzlich überfällt auch euch die Trauer. Es rüttelt euch ein unterirdischer Schauer Und ihr zergeht im Schwunge meiner Fahne. (1923/24)
Aus: Hugo Ball, Gesammelte Gedichte. Zürich: Verlag der Arche, 1963, S. 37
Kategorie: Deutsch, Deutschland, SchweizSchlagworte: Hugo Ball
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare